Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1865 Preußische Erwägungen. 175 
daneben aber war, wie sich versteht, vor allem die Haltung 
der übrigen Mächte bedeutsam. Im dritten Deutschland 
war Beust in seiner Gegnerschaft so eifrig wie je, und eben 
beschäftigt, in Wien, wo er damals einen kurzen Besuch 
machte, für eine erneute Anrufung des Bundestags zu 
wirken!), dagegen blieb Pfordten in freundlicher Stimmung; 
Varnbüler in Stuttgart hätte sich gerne offen für Preußen 
erklärt, wenn es ihm seine Schwaben nur verstatten wollten; 
in Hannover aber hatte man damals lediglich den Wunsch, 
daß Preußen den Augustenburger fortschaffen möge, lehnte 
freilich, als Bismarck hierauf mit der Frage antwortete, ob 
Hannover bei einem daraus entspringenden Kriege an Preu- 
ßens Seite fechten würde, mit cinigem Entsetzen eine solche 
Zumuthung ab. Was die europäischen Mächte anging, so 
hatte Preußen von England und Rußland keine Hülfe, aber 
auch keine Gefährdung zu erwarten. Kaiser Alexander hatte 
zwar die Februar-Bedingungen etwas stark gefunden, beharrte 
aber in seiner dankbaren Verchrung gegen König Wilhelm. 
Lord John Russell predigte wie immer den Frieden, erklärte, 
daß seiner Regierung die Zukunft der Herzogthümer völlig 
gleichgültig sei, fand Preußens Ansprüche darauf ganz be- 
greiflich, mahnte aber doch, der alten Lady Osterreich nichts 
zu Leide zu thun. 
Somit kam für Preußens Entschlüsse Alles auf Frank- 
reich und Italien an, und wir haben gesehen, wie schon am 
21. Juni von Regensburg aus Goltz und Usedom hierüber 
instruirt wurden. 
Zunächst bei dem Florentiner Hofe schienen Schwierig- 
keiten irgend welcher Art undenkbar. Er hatte so oft und 
1) Beust, Erinnerungen zu Erinnerungen S. 48.
	        
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