Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1864 Vorschlag der Verlegung der italienischen Residenz. 11 
mußten die Italiener erklären, daß in den Vorschlägen eine 
Verletzung des Grundgesetzes der Nichteinmischung, und folg- 
lich der Rechte der italienischen Nation, vorliege. Dann er- 
wägt, sagte Drouyn de Lhuys, eine anderweitige Bürgschaft; 
denn ohne eine solche werden unsere Truppen nimmermehr 
abziehen. 
In dieser Klemme wandte sich Pepoli noch einmal per- 
sönlich an den Kaiser, und aus diesem Gespräche entsprang 
der Vorschlag, die italienische Regierung möge ihre Residenz 
aus Turin nach einer andern italienischen Stadt verlegen. 
Die Katholiken, meinte Napoleon, würden daraus ersehen, 
daß Italien die Hoffnung auf den Besitz Roms aufgegeben 
habe, und Pepoli seinerseits glaubte, bei dem offenen Bruche 
zwischen den Piemontesen und dem Ministerium auf Min- 
ghetti's Zustimmung rechnen zu dürfen. Er reiste dann selbst 
nach Turin, um zunächst bei den Ministern eine günstige 
Entscheidung zu erwirken. Hier ging es denn, wie so häufig 
in menschlichen Dingen: Minghetti hatte den Gedanken lange 
Zeit in seinem Sinne gepflegt, jetzt aber, als er zur That 
werden sollte, erwachten alle Bedenken, mit doppeltem Ge- 
wicht durch den Umstand, daß er als Forderung einer frem- 
den Macht an ihn gelangte. Sein College Menabrea war 
gerade in Vichy, wohin kürzlich auch Kaiser Napoleon ge- 
kommen war; hier wurde noch einmal eine Einwirkung auf 
den französischen Monarchen versucht. Napoleon war im 
Grunde des Herzens fortdauernd günstig gestimmt. Der 
Commandirende in Rom, General Montebello, hatte wieder 
über eine Menge von lästigen Zänkereien mit den päßpstlichen 
Behörden berichten müssen, von lauter kleinen, darum aber 
nicht minder verdrießlichen Anwendungen des großen Grund-
	        
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