182 Osterreichische Ministerkrisis. 1865
Alles: je zurückhaltender Italien wäre, desto mehr würde
Preußen zu einem irgend leidlichen Abkommen mit Österreich
geneigt; je bereitwilliger und entschlossener Italien sich zeigte,
desto fester und kriegerischer würde Preußens Vorgehen gegen
Osterreich sich gestalten.
Aus Paris war im Augenblicke eine positive Auskunft
nicht zu erlangen. Der Kaiser war abwesend in Plombieres,
die Kaiserin in Fontainebleau, Drouyn de Lhuys auf einer
Urlaubsreise. Bismarck gab indeß am 4. August dem Grafen
Goltz entsprechende Weisung, wie sie Usedom erhalten hatte.
Wir werden, hieß es darin, den Krieg nicht provociren,
aber auch nicht schenen. Bringt Blome einen annehmbaren
Modus vivendi, so werden wir ihn einem Kriege vorziehen,
dessen Folgen für den europäischen Frieden sich schwer im
Voraus berechnen lassen; Se. Majestät der König ist auf
alle Fälle gefaßt, und vorbercitet, den Conflict, wenn er
durch beharrliches Zurückweisen unserer Forderungen unver-
meidlich würde, aufzunehmen. Über Frankreich sind wir
nicht beunruhigt. Weder Ihre, noch Benedetti's Außerungen
geben Grund, eine Anderung der frühern günstigen Dispo-
sitionen zu vermuthen. Dagegen machen die Mittheilungen
aus Italien den Eindruck, als besorge man dort, daß eine
Annäherung zwischen Frankreich und Österreich Statt ge-
funden, und Napoleon in Wien Verheißungen gegeben hätte,
welche Italien zurückhalten könnten. Blieben wir über diese
Verhältnisse im Unklaren, so würden wir die weitere Ent-
wicklung des Conflicts mit Osterreich in entsprechendem
Maaße vorsichtig zu behandeln haben. Wir stehen jetzt dicht
vor der Entscheidung. Mit dieser wird der Zeitpunkt zu
bestimmten Eröffnungen an Frankreich gekommen sein, um