198 Ungestaltung des schleswig-holsteinischen Gemeinbesitzes. 1865
theilungen der Großmächte zu erwarten, und einstweilen
Ferien bis Ende October zu machen. Dies Alles wurde
von der hohen Versammlung am 31. August genehmigt.
Friedfertiger konnte man sich nicht verhalten. Um so mehr
aber wuchs damit die Erbitterung der Einzelnen. Roggenbach
nahm gleich nachher seine Entlassung, angeblich aus Gründen
der innern badischen Verhältnisse; immer hatte er auch die
Niederlage seiner bisher betriebenen schleswigsholsteinischen
Politik vor Augen, sah die verhaßte preußische Annexion
herannahen und mochte doch nicht einer offenen Bekämpfung
Preußens sich anschließen. Pfordten freute sich, daß der
Gasteiner Vertrag die Absicht der Mächte, eine deutsche Flotte
zu gründen, ausspreche; freilich, setzte er hinzu, die Lage
Augustenburg's ist sehr verschlimmert; indessen, ich habe das
Meinige gethan. Auch er sah in dem Vertrage einen preußi-
schen Triumph, schien gegen Osterreich eine gewisse Schaden-
freude zu empfinden, und sprach von den Herzogthümern nur
noch mit Überdruß. Am lebhaftesten aber kochte der Un-
wille in dem Herzen Beust's. Jetzt brachte denn seine
officiöse Leipziger Zeitung eine Reihe von Artikeln, worin
die Unrechtlichkeit und Verderblichkeit der Gasteiner Über-
einkunft erörtert wurde. Auch er erkannte den engen Zu-
sammenhang der schleswig-holsteinischen und der deutschen
Frage: diese Zerreißung Schleswig-Holsteins sei das Vor-
zeichen der Zerreißung Deutschlands durch die Mainlinie;
das einzige Rettungsmittel in dieser Gefahr sei ein festes
Bündniß der deutschen Staaten gegenüber den beiden Groß-
mächten. Bei einem Gespräche mit dem österreichischen Ge-
schäftsträger wies er dessen beschwichtigende Außerungen mit
Entrüstung zurück. Lange genug, sagte er, haben wir uns