1865 Veröffentlichung des französischen Circulars. 211
genau anschloß, sei es in Folge einer Aufforderung Drouyn
de Lhuys“, was freilich gleich nachher Napoleon sehr bestimmt
abläugnete, sei es nach Lord John's Drange, hinter seinem
Pariser Collegen in liberaler und humaner Gesinnung nicht
zurückzustehen. Dieses Mal wurde er auch durch die Königin
Victoria nicht gehindert, da die erlauchte Frau zur Zeit wegen
der Zurücksetzung Augustenburg's sehr ungnädig gegen Preußen
gestimmt war 1). Genug, es war erstaunlich, mit welcher
Wärme uns schlimmen Deutschen plötzlich die Gehässigkeit des
Annectirens von den Eroberern Algeriens und Indiens, die
Trefflichkeit des Liberalismus von dem französischen Auto-
kraten, die Unverletzlichkeit fürstliches Erbrechts von dem
whiggistischen England, und das Selbstbestimmungsrecht der
Völker von den Beherrschern Nizzas und Irlands entgegen
gehalten wurde. Erfreulich war indeß dabei die That-
sache, daß auf deutschem Boden auch in zahlreichen, sonst
preußenfeindlichen Kreisen eine so brutale Einmischung des
Auslandes in deutsche Streitfragen mit Unwillen zurückge-
wiesen wurde.
In Berlin war man natürlich überrascht und verletzt in
hohem Grade. Wenn man auch gewußt hatte, daß Napoleon
über die Gasteiner Übereinkunft nicht gerade erfreut war, so
schien der Weg doch weit von seinen schillernden Gesprächen
mit Goltz am 28. August zu dem Ergusse plumper Injurien
gleich am folgenden Tage. Dabei dauerte das feindliche
Toben der französischen Regierungsblätter mit ungeminderter
Stärke täglich fort. Fast unbegreiflich erschien es unter
solchen Umständen, daß, als am 7. September Napoleon
1) Mittheilung König Leopold's I. von Belgien. 14.