1865 Bismarck's Abreise nach Biarritz. 213
preußischen Wünschen ohne Rückhalt zuzustimmen und da-
durch die Verbindung der beiden Mächte noch enger zu ziehen.
Auch sagte er dem preußischen Geschäftsträger, er sei sehr
erstaunt über den üblen Eindruck seines Rundschreibens in
Berlin, und wünsche dringend, denselben zu verwischen. Bis-
marck fand allerdings diese Erklärungen in der Sache keines-
wegs genügend, denn die Verletzung sei öffentlich gewesen,
die Genugthuung nur im Stillen erfolgt. Jedoch erschien
es bedenklich, weitere Forderungen deshalb zu stellen; man
hatte keine Aussicht, die Absetzung Drouyn's zu erlangen;
jedesfalls hatte ihn Napoleon ganz ausdrücklich desavouirt;
so beschloß man, von weitern amtlichen Erörterungen abzu-
sehen, und der König genehmigte Bismarck's Reise nach
Biarritz, unter dem Vorbehalte, daß dort zur Zeit keine Ver-
pflichtungen gegen Frankreich übernommen würden, da zu-
nächst die Wirkung Gasteins auf die deutschen und schleswig-
holsteinischen Verhältnisse abzuwarten sei. Der Minister
ging darauf am 30. September über Paris in das Pyrenäen=
bad, wo er bis zum 12. October mit Napoleon zusammen
verweilte und nach der Rückreise des Kaisers dann noch den
Rest des Monats zubrachte.
Nach einem kurzen Telegramm über die erste Unter-
redung mit Napoleon am 4. October, berichtete Bismarck
am 11., dem Tage vor der Abreise des Kaisers, zusammen-
fassend seine Erfahrungen.
„Ich habe in Paris zunächst den Staatsminister Rouher
besucht, und bei demselben eine unseren Interessen durchaus
günstige Stimmung vorgefunden, auf welche ich deshalb
einen besondern Werth legen darf, weil Rouher das persön-
liche Vertrauen des Kaisers in höherem Maaße zu besitzen