236 Leidliches Einvernehmen. 1865
wenig erhebliche Differenz hinsichtlich der preußischen Tele-
graphenlinien; als man sich jedoch verständigt hatte, die
Frage einer technischen Commission zur Prüfung zu über-
weisen, nahm das Gespräch kameradschaftlichen Charakter an.
Gablenz versicherte, daß er keinen antipreußischen Interessen
diene; er harre auf dem ihm wenig zusagenden Posten nur
deshalb aus, damit nicht wieder ein vertrockneter Halbhuber
in die Stelle einrücke, und die alte Noth auf's Neue be-
gänne. Preußen werde und müsse schließlich die Herzog-
thümer bekommen; aber auch Osterreich müsse einen Land-
gewinn machen, nach seiner persönlichen Ansicht am besten
die sächsische Oberlausitz, was Herrn von Beust nach seinen
grimmigen Reden über den Gasteiner Vertrag gar nicht
schaden könnte. Der deutsche Bund sei überlebt; Preußen
sollte die sächsischen Kleinstaaten nehmen, und sich dann mit
Osterreich über Nord und Süd verständigen.
Herr von Hofmann stimmte, wenn auch in kühlerer
Weise und ohne große Zukunftsbilder, mit seinem Chef
überein. Als ihn Zedlitz über die vielen Beamten Augusten-
burger Farbe anredete, erwiderte er, sie dächten gar nicht an
Augustenburg; aber in Holstein hätten sie nur die Wahl
zwischen Augustenburgern und Annexionisten, und wenn sie
die Letztern anstellten, würde bald das ganze Land für die
Annexion sein, und Osterreich mit leeren Händen das Nach-
sehen haben. Denn, erläuterte er bei einer etwas spätern
Zusammenkunft, Holstein ist unser Pfand für die Verwerthung
unserer Rechte an den Herzogthümern; durch die Anstellung
von Anncxionisten würden wir unser Pfand verschlechtern
und unsere Entschädigung verringern. Auf die Frage, welche
Entschädigung Osterreich denn begehre, sagte er, um hierauf