Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

250 Das Ende der österreichischen Allianz. 1865 
dem Auftreiben baares Geldes beschäftigt. Aber es kostete 
große Mühe und manchen vergeblichen Gang. Rothschild, 
an welchen Becke sich mit großen Hoffnungen gewandt, lehnte 
rund und entschieden ab. Es kamen Nachrichten nach Wien, 
daß Napolcon der Sache widerstrebe, und daß der stete 
Ülbelthäter, daß Bismarck seine Anwesenheit in Paris auch 
in dieser Sache benutze, um durch die Vereitelung der Anleihe 
Osterreich auf Schach und Matt zu setzen 1). Die Aufregung 
und Erbitterung darüber war groß. Indessen folgte bald 
die erfreuliche Kunde, daß Becke mit andern Bankhäusern 
eine Anleihe von 90 Millionen Silber, allerdings zu wuche- 
rischen Zinsen, abgeschlossen habe. Graf Goltz meldete damals 
seinem Minister, Napoleon hätte die Cotirung der Anleihe 
leicht verhindern können, es scheine jedoch, daß er, stets den 
Zwiespalt zwischen den deutschen Mächten wünschend, Oster- 
reich widerstandsfähig habe erhalten wollen; der Graf be- 
richtigte aber gleich nachher, daß mehrere der persönlichen 
Vertrauten Napoleon's bei der Anleihe stark betheiligt gewesen, 
und der Kaiser nach einigem Zaudern sich entschlossen hätte, 
ihnen den erhofften Börsengewinn nicht zu verderben. Wie 
dem auch sein mochte, in Wien blieb auch bei diesem Anlasse 
der einmal gegen Bismarck gefaßte Argwohn fest gewurzelt: 
wieder freute man sich, nicht, daß er keine Umtriebe gemacht, 
sondern daß sie fehlgeschlagen seien. 
Da erschien denn der preußische, von Bismarck dem 
Kaiser Napoleon schon angekündigte Vorschlag auf Über- 
lassung der Herzogthümer gegen Geldzahlung, zu dreifach 
ungünstiger Stunde. Jetzt, meinte man, wäre Alles klar. 
1) In den Berliner Acten, auch den geheimsten, finde ich keine 
Spur einer Bestätigung dieses Argwohns.
	        
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