Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

252 Das Ende der österreichischen Allianz. 1865 
an die italienischen Gesandtschaften, welches zunächst mit 
großem Pathos Italiens Anrecht an Venetien aufrecht hielt, 
und daraus den Schluß zog, daß man mit Osterreich keine 
Handelsbeziehungen anknüpfen könne, wenn sie nicht als Ein- 
leitung zur Abtretung Venetiens aufträten, schließlich aber in 
das freundliche Erbieten hinauslief, daß immerhin eine factische 
Erleichterung des Grenzverkehrs ohne diplomatische Formalien 
möglich sei. In Wien wurde dies sehr wohl verstanden, und 
einige Wochen später unter Benutzung des stets freundlichen 
Mittelsmannes Drouyn de Lhuys die angedeutete Erleichterung 
in der That zu Stande gebracht. 
Es war demnach in Wien eine mildere Gesinnung gegen 
Italien und eine stärkere Entfremdung gegen Preußen ein- 
getreten. Hatte man sich bisher bestrebt, Preußens Hülfe 
gegen Italien zu gewinnen, so keimte jetzt der umgekehrte 
Gedanke, Italien zu beschwichtigen, um gegen Preußen freie 
Hand zu bekommen. Um so bitterer wurde es empfunden, 
daß, immer in diesem unglücklichen November, dem Berliner 
Cabinet ein neuer Schritt zu vertrauter Freundschaft mit 
Italien gelang: und geschärft wurde der Verdruß durch die 
unläugbare Thatsache, daß Preußen diesen Erfolg dem Ein- 
tritte Osterreichs in die Gasteiner Übereinkunft verdankte. 
Wir erinnern uns, wie Preußen während der Händel vor 
Gastein die Verhandlung des deutsch-italienischen Handels- 
vertrags wieder aufgenommen, jedoch damals von Bayern 
und Sachsen, Osterreich zu Liebe, eine trockene Zurückweisung 
erfahren hatte. Dann aber, nach Gastein, sahen wir Beust, 
im Zorne über Osterreichs Abfall, dem Handelsvertrage ge- 
neigt werden: das treulose Osterreich sollte doch erfahren, 
daß auch dem Schwachen ein Stachel gegeben wäre. Das
	        
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