1865 Deutsch-italienischer Handelsvertrag. 253
feindliche Verhalten Osterreichs gegen den mittelstaatlichen
Antrag am Bunde (4. November) machte das Maaß voll;
am 9. und 10. November 1865 zeigten darauf Bahern und
Sachsen in Berlin ihre Bereitwilligkeit an, den Handelsver-
trag abzuschließen, und hiemit ihre Anerkennung des italienischen
Königreiches zu vollziehen. Einen Monat später, nachdem man
sich mit Italien über die Form der Vereinbarung verständigt
hatte (sie sollte widerruflich bleiben, so lange einzelne Staaten
des Zollvereins sie nicht genehmigten), forderten Preußen
und Bayern gemeinschaftlich alle zollvereinten Regierungen
zum Beitritt auf. Das Resultat war glänzend. Mit ein-
ziger Ausnahme Hannovers, welches über den revolutionären
Ursprung des subalpinen Königreichs nicht hinweg zu kommen
vermochte, und des unbedingt österreichisch gesinnten Nassau,
erklärten sämmtliche Regierungen ihr Einverständniß und er-
kannten damit Victor Emanuel als König von Italien an.
Durch die Herbeiführung dieses Ergebnisses gewann Preußen
mit einem Schlage jenseits der Alpen eine große Popularität,
und erschwerte damit dem General La Marmora jeden Fort-
schritt auf der von Drouyn de Lhuys bezeichneten Bahn.
Aber allerdings wuchs in Wien die gereizte Stimmung; man
meinte, zu erkennen, daß Preußen auf die alten Pläne der
Alleinherrschaft in Deutschland unter Ausschluß Osterreichs
zurücklenke, und auf der Stelle zeigten sich die Folgen in der
Behandlung der schleswig-holsteinischen Verhältnisse, für deren
Ordnung der Gasteiner Vertrag, wie man jetzt in Wien zu
entdecken meinte, doch zu sehr verschiedenen Auffassungen Ge-
legenheit böte.
Der November war noch nicht zu Endc, als Manteuffel
und Richthofen die Wendung in dem Verhalten des Generals