Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

262 Das Ende der österreichischen Allianz. 1866 
Erringung des Größten zu verzichten. Wir haben gesehen, 
wie er in Wien die Reform der Bundeskriegsverfassung, d. h. 
die Theilung der deutschen Militärhoheit unter die beiden 
Mächte, und dann wieder das Zusammenwirken der letzteren für 
eine kräftige Leitung Gesammtdeutschlands empfahl. Beides 
war fehlgeschlagen; Preußen sah sich dem Dilemma gegen- 
über, entweder wie 1850 reumüthig unter die Flügel des 
Bundestags zurückzukriechen, oder mit siegender Waffengewalt 
die Gedanken der Kaiserpartei von 1849 zu verwirklichen. 
Nun ist es schlagend, wie genau sich diese Lösungsversuche 
der großen deutschen Frage in dem engern Kreise der schleswig- 
holsteinischen wiederholten. Zuerst hatte man dort die Ge- 
meinsamkeit der Herrschaft eingerichtet, und war damit binnen 
einem halben Jahre bis dicht an den Kriegsfall gelangt. 
Dann war man zur Theilung der Verwaltung geschritten, 
und wieder stand man, dieses Mal binnen noch kürzerer Frist, 
vor derselben Unmöglichkeit. Unaufhaltsam war man auf 
jedem der beiden bequemeren Wege vor den Rand des jähen 
Abgrundes geführt worden. Wollte man nicht feige verzichten, 
so blieb zur Erklimmung der Höhe nur der dritte, steilste 
Pfad, die kriegerische Action zur Beseitigung Osterreichs. 
Der Schluß war einfach: wenn man Holstein erlangen wollte, 
so mußte man ganz Deutschland fordern. Entweder ein 
zweites Olmütz oder der Krieg mit Osterreich: es gab keinen 
andern Ausweg mehr. Bismarck hatte den Krieg nicht ge- 
wünscht, jetzt aber war er zu einem Programm genöthigt, 
welches die Niederwerfung Osterreichs zur nothwendigen 
Voraussetzung hatte. 
Am 13. Januar 1866 schrieb er an Usedom in Florenz. 
Nachdem er die fortgesetzte preußenfeindliche Begünstigung der
	        
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