Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

266 Das Ende der österreichischen Allianz. 1866 
die Spitze zu treiben; was die Presse betrifft, so hat Öster- 
reich mit dem Polizeistaat gründlich gebrochen und kann 
deshalb auch in Holstein keine polizeilichen Principien in 
Anwendung bringen, Preßfreiheit gilt in Holstein wie in 
Osterreich; eine preußische Controle aber unserer holsteiner 
Verwaltung ist unstatthaft unter allen Umständen. Die Ab- 
weisung der preußischen Anträge war vollständig. 
Ehe noch Bismarck den Bericht über dies Gespräch 
erhielt, hatten weitere Vorfälle in Holstein die letzten Be- 
denken über sein ferneres Verfahren hinweggeräumt. Die 
Führer der Augustenburger Partei hatten in beiden Herzog- 
thümern die Einladung zu einer großen Volksversammlung 
zu Altona auf den 23. Januar 1866 verbreitet, um durch ein- 
müthigen Willensausdruck der möglichst ganzen Bevölkerung die 
schleunige Einberufung der Stände des Landes zu verlangen. 
Gablenz erließ darauf am 21. eine Bekanntmachung, daß 
die Regierung diesen Wunsch theile und demnächst zu erfüllen 
gedenke, um so mehr aber erwarte, daß zur Zeit die darauf 
gerichtete Agitation aufgegeben werde, da sie erfolglos und 
nur neue Gefahren heraufzubeschwören, geeignet sei. Hie- 
nach sprach die Polizeibehörde von Altona am 22. das 
Verbot der Versammlung aus. Darauf aber folgten geheime 
Verhandlungen zwischen den populären Führern und der 
Landesregierung, welche zu dem Ergebniß führten, daß die 
Polizei am 23. Morgens ihr Verbot gegen das Versprechen, 
keine Resolutionen zu fassen, zurücknahm. Die Versammlung, 
ungefähr 4000 Köpfe stark, hatte also ihren Verlauf. Mehrere 
liberale Abgeordnete aus Frankfurt, Hessen und Bayern 
waren erschienen, um die freien Männer Schleswig-Holsteins 
durch den Brudergruß Süddeutschlands zu ermuthigen. Der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.