276 Schwüle Luft. 1866
Einzelnen zu folgen, oder auf die sonstigen Einflüsse näher
einzugehen, welche in dem königlichen Palaste in der einen
oder der andern Richtung thätig waren. Denn das ist der ein-
fache und große Zug in der Politik dieser Regierung, daß
zuletzt doch immer die sachlichen Momente entschieden, und
diese dem Leser darzulegen, ist unsere nächste Aufgabe.
Die ersten Nachrichten, welche man nach dem Einlaufen
der Wiener Absage von Außen empfing, waren nicht un-
günstig, aber förderten die Entschließung nicht. Bismarck
hatte den Prinzen Reuß beauftragt, dem Minister von der
Pfordten, den er seit der Salzburger Zusammenkunft nicht
mehr zu den entschiedenen Gegnern Preußens rechnete, die
preußischen Erlasse nach Wien vom 20. und 26. Januar
vertraulich mitzutheilen. „Das sind ja recht freundliche Er-
öffnungen, sagte Pfordten. Ich würde gleich auf Ihre Seite
treten, wenn das Fundament Ihrer Erörterungen nach meiner
Ansicht ein richtiges wäre. Zugestehen muß ich jedoch, daß
Ihre Regierung Osterreich gegenüber consequent ist, während
das Wiener Cabinet hin und her schwankt. So nachgiebig,
wie in Gastein, wird es übrigens nicht mehr sein.“ Als
Rcuß bei einem weitern Gespräche am 27. Februar die
Frage der Bundesreform zur Sprache brachte, meinte Pfordten,
Preußen müsse stärkeren Einfluß in seiner Machtsphäre em-
pfangen, der deutsche Südwesten aber freiere Hand behalten,
um dann mit dem Norden und mit Osterreich eine Art von
Staatenbund zu bilden. Wollte man so weit nicht gehen,
setzte er hinzu, so würde er nichts dagegen haben, wenn die
Großmächte zunächst eine stärkere Stimmenzahl im Bundes-
tag erhielten; es sei überhaupt ein Grundfehler in der
Bundesverfassung, daß die Stimmenvertheilung nicht im