1866 Bayerische Außerungen. 277
Verhältniß zu der realen Macht der Einzelstaaten stehe; der un-
natürlich große Einfluß, welcher dadurch den Mittelstaaten
zuwachse, sei für dieselben mehr eine Gefahr, als ein Vor-
theil. Indem er dann auf Schleswig-Holstein zurückkam,
bemerkte er, unmöglich könne er sich entscheiden, so lange er
nicht wisse, was Osterreich wolle; opponire dieses dem preußi-
schen Hofe um Augustenburg's willen, so habe es Recht;
habe es nur die Hinderung der preußischen Annexion im
Sinne, so könne es nicht verlangen, daß man sich ihm an-
schließe; denn wenn einmal das Recht sich unter die Con-
venienz beugen müsse, so sei ihm, im Vertrauen gesagt, die
preußische Annexion lieber, als jede andere Einrichtung, da
indirect dadurch immer wieder auch Deutschland gestärkt
würde.
Was sodann Goltz aus Paris über die Außerungen
Napoleon's und Drouyn de Lhuys berichtete, zeigte ebenfalls
wieder die so oft versicherte Sympathie für Preußen, ließ
aber doch auch wie früher der französischen Politik alle Wege
offen. Der Minister bestätigte die Zustimmung Frankreichs
zur Annexion der Herzogthümer; gewänne der Krieg weitere
Ausdehnung, so werde man mit gegenseitiger Offenheit und
Discretion sich leicht verständigen. Napoleon selbst erklärte
dem Botschafter wörtlich:
„Ich bitte Sie, dem Könige zu sagen, daß er stets auf
meine Freundschaft rechnen kann. Bei einem Kriege zwischen
Preußen und Osterreich werde ich absolute Neutralität be-
wahren. Aber ich brauche nicht zu sagen, welcher Seite
meine Sympathie gehört. Ich wünsche die Vereinigung der
Herzogthümer mit Preußen, weil sie den Tendenzen unseres
Zeitalters entspricht, und es immer nützlich ist, daß die mili-