Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1866 Frage der französischen Compensationen. 287 
Frage schon jetzt näher getreten wird, denn ich darf nicht 
unterlassen, der französischen Nation einen Preis für die 
Zulassung oder gar Begünstigung einer preußischen Macht- 
vergrößerung, die hier mit Eifersucht betrachtet wird, zu 
zeigen. Ich bin frei von ängstlichen Vorurtheilen und klein- 
lichen Gleichgewichtsrücksichten, aber einer wirklich vorhandenen 
öffentlichen Meinung muß ich Rechnung tragen, und wic es 
damit bei uns steht, habt Ihr aus den Reden Thiers' und 
Favre's und deren Eindruck im gesetzgebenden Körper ver- 
nommen. Allein jetzt schon ein einzelnes Object positiv zu 
bestimmen, ist für mich sehr schwer. 
In der That war, da es sich doch nur um die französische 
Ostgrenze handeln konnte, die Auswahl nicht groß: belgische, 
deutsche, schweizerische Landstriche. Napoleon ging sie der 
Reihe nach durch. In Belgien, bemerkte er, herrscht auch 
nach dem Tode Leopold's I. völlige Ruhe; man sieht noch 
nicht ab, wann der Parteikampf zwischen Klerikalen und 
Liberalen das Land in solchem Grade zerrütten wird, um 
für uns eine neue Gebietserweiterung zu rechtfertigen. Goltz 
warf noch dazu die Bemerkung hin, preußische Officiere seien 
der Ansicht, daß bei einer Annexion Südbelgiens an Frank- 
reich Preußen die Maaslinie zur Grenze erhalten müsse. 
Und sie haben vollkommen Recht, sagte Napoleon. — Dann 
die französische Schweiz. Das ist eine schwere Frage, rief er, 
das würde reife Überlegung fordern. Was die deutschen 
Grenzlande betrifft, so scheint nur in Rheinbayern französische 
Sympathie zu herrschen. Freilich, wenn Ihr Bayerns Mit- 
wirkung in das Auge faßt, wird es um so weniger thunlich 
sein, diese Provinz heranzuziehen. Auch in Luxemburg gibt 
es französische Sympathien. Indeß habe ich vor Kurzem
	        
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