Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

290 Schwüle Luft. 1866 
zu fordern, nachdem man sich zu der Aufstellung der 
großen nationalen Frage entschlossen hatte. Nur war diese, 
wenngleich populärer in Deutschland und imponirender für 
Europa, doch auch weitschichtiger und verwickelter als die 
schleswig-holsteinische. Eine gewisse Zeit zu ihrer Einführung 
und Entwicklung war unerläßlich, während Italien, in der 
Klemme seiner Finanznoth, thunlichst baldigen, wenn irgend 
möglich sofortigen Abschluß und Losbruch begehrte. Um so 
mehr wollte das preußische Cabinet die Führung der Sache 
in der eigenen Hand behalten und der Herr der Entscheidung 
über das Ob und Wann des Losbruchs bleiben. Dies er- 
schien um so nöthiger, als Preußen nicht bloß der stärkere 
der beiden Theile war, sondern auch, bei Frankreichs Haltung, 
die bei Weitem gefährlichere Rolle in dem künftigen Bunde 
auf sich nahm. Moltke hatte allerdings starken Zweifel, ob 
Italien sich zu einem Vertrage dieses Inhalts verstehen würde, 
jedoch überwogen die angeführten Gründe, und es wurde 
beschlossen, nicht sofortigen Angriff auf Osterreich zu ver- 
heißen, sondern die Wirksamkeit des Bündnisses ganz aus- 
schließlich auf den Fall einer preußischen Kriegserklärung gegen 
Osterreich zu beschränken. 
Hienach wurde dann Moltke's Instruction, nach einem 
zuerst von Bismarck vielfach umgcarbeiteten und darauf von 
dem Könige im Einzelnen verbesserten Entwurfe des Generals, 
am 12. März festgestellt. Wegen der zweifelhaften Haltung 
Napoleon's und der Nothwendigkeit, vor Europa nicht als 
muthwilliger Friedensbrecher zu erscheinen, wurde vor Allem 
der eventuelle Charakter des Bündnisses betont. Als die im 
Kriegsfall zu erstrebenden Ziele wurde für Preußen eine 
Stellung in Norddeutschland bezeichnet, wie sie in der Reichs-
	        
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