Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

298 Abschluß des italienischen Bündnisses. 1866 
schlagen würde, in welchem man verabredete, bei Ausbruch 
eines Kriegs einen specielleren Vertrag über die beiderseitigen 
Leistungen zu zeichnen. Govone behielt sich vor, auch hier- 
über zu berichten. Am folgenden Tage schrieb er darauf 
seinem Minister: wenn die Frage einfach wäre, und es sich 
nur darum handelte, ob man mit Preußen einen Act ab- 
schließen sollte oder nicht, so müßte man nach dem gestrigen 
Gespräche meines Erachtens jede weitere Unterhandlung un- 
verzüglich abbrechen; da es aber wegen anderer Unterhand- 
lungen (offenbar der rumänischen), welche Ew. Excellenz mir 
andeuteten, für uns nützlich ist, daß man in Wien an ein 
preußisch-italienisches Kriegsbündniß glaube, so werden Sie 
es wohl billigen, daß ich noch einige Tage hier als Beob- 
achter bleibe, und vielleicht auch den von Bismarck gewünschten 
Freundschaftsbund zeichne; auf diese Art gewännen wir Zeit 
und Mittel zu jenen andern Combinationen, und dann hätte 
die Natter den Charlatan gebissen. 
Der wackere Soldat sollte binnen kurzer Zeit erkennen, 
daß Bismarck kein Charlatan, und folglich seine Anwendung 
des alten Sprichworts nur zur Hälfte richtig war. 
Mehrere Tage lang bewegte sich die Verhandlung in 
dem am 14. bezeichneten Kreise hin und her. Bismarck deckte 
den Italienern mit rückhaltloser Offenheit alle Schwierig- 
keiten seines Spieles auf, die zweifelhafte Stellung Süd- 
deutschlands, die Unsicherheit der napoleonischen Haltung 
gegen Preußen, die heftige Abneigung Englands gegen die 
Annexion der Herzogthümer. Während Usedom zwar immer 
ein entschlossenes Eintreten Italiens als die unerläßliche Be- 
dingung des preußischen Vorgehens bezeichnet, daneben aber, 
um La Marmora Muth zu machen, doch auch die starke
	        
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