300 Abschluß des italienischen Bündnisses. 1866
Ablehnung. Eine friedliche Erwerbung Venetiens war also
nicht mehr zu hoffen; Italien mußte verzichten oder Krieg
führen und folglich sich zu Prcußens Bedingungen bequemen.
Geradezu entscheidend aber wurde, daß in diesem Augen-
blicke die bis dahin chronische Spannung zwischen Ssterreich
und Preußen acuten Charakter gewann.
Das völlige Schweigen, welches Bismarck seit dem
Empfange des österreichischen Erlasses vom 7. Februar und
seiner kurzen Erklärung über das Ende der Allianz beobachtete,
steigerte in Wien die Unruhe der Gemüther mit jedem Tage.
Man zweifelte nicht mehr, daß Bismarck, seiner Erklärung
vom 26. Januar entsprechend, andere Bünnnisse, selbstver-
ständlich gegen Osterreich, suche. Bald fand diese Besorgniß
ihren Weg zuerst in die officiösen Blätter und von dort in
die Presse von ganz Europa. Die Berliner Zeitungen ant-
worteten mit nachdrücklichen Gegenbeschwerden, und unablässig
flogen immer schärfere Anklagen hinüber und herüber. Man
war in Wien überzeugt, daß Preußen jedesfalls und zwar
vielleicht in kurzer Frist, die Einverleibung Holsteins gewaltsam
zu vollziehen meine; dagegen stand bei der österreichischen
Regierung der Entschluß fest, der preußischen Habgier
schlechterdings kein weiteres Zugeständniß zu machen; dem-
nach erschien der Krieg gewiß, und jede Möglichkeit einer fried-
lichen Verständigung ausgeschlossen. Das Werk des öster-
reichischen Generalstabs über den Krieg von 1866 sagt in
diesem Sinne#): „obgleich Osterreich um jeden Preis vermeiden
wollte, als provocirender Theil zu erscheinen, so war doch jetzt
(nach Bismarck's Außerung über die Depesche vom 7. Febr.) die
1) Österreichs Kämpfe im Jahre 1866, herausgegeben von dem
K. K. Generalstab (angeblich redigirt von Vivenot) 1, 19.