Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

316 Antrag auf Bundesreform. 1866 
Hindernisse bereite: dieser Gedanke ist ein durchaus deutscher, 
und eben deshalb setze ich Vertrauen in den Mann, welcher 
sein hauptsächlichster Vertreter ist“ 1). Bismarck that Alles, 
dieses günstige Verhältniß zu pflegen; es lag auf der Hand, 
daß für den Ausgang des schwebenden Streites kaum ein 
anderer Umstand größere Bedeutung haben konnte, als wenn 
es gelang, Bayern auf die preußische Seite hinüber zu ziehen, 
und damit eine österreichische Partei in Deutschland beinahe 
unmöglich zu machen. Demnach hatte Bismarck den Prinzen 
Reuß jene vertraulichen Gespräche mit Baron von der Pfordten 
fortsetzen lassen und fand auch jetzt dafür ein wohlgesinntes 
Eingehen. 
Am 8. März machte Reuß dem Minister die vertrauliche 
Mittheilung, daß Preußen behufs einer Revision der Bundes- 
verfassung die Einberufung eines deutschen Parlaments aus 
directen Volkswahlen in Frankfurt zu beantragen gedenke. 
Als seine persönliche Ansicht sprach darauf Pfordten seine 
lebhafte Zustimmung zu einem Gedanken aus, der einem 
längst gehegten Wunsche Bayerns entspreche. Gegen die 
directe Wahl des Parlaments erhob er sonst keine Einwendung, 
als daß die Bildung desselben durch den Zusammentritt von 
Delegationen der einzelnen Landeskammern leichter erreichbar 
sein würde. Dann aber erschienen die Bedenken. Zunächst 
müsse man wissen, welche neue Verfassung Preußen dem 
Parlamente vorzuschlagen beabsichtige, und vor Allem sei 
nöthig, daß Preußen sich über die wichtige Frage mit OÖster= 
reich in's Einvernehmen setze. 
Bismarck hoffte, diesen letzten Rest österreichischer Ten- 
denzen vielleicht sehr bald durch das Angebot des bayerischen 
I) Bericht des Prinzen Reuß, 10. April.
	        
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