Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1. Capitel. 
Allseitige Rüstung. 
In Wien war man sehr durchdrungen von Osterreichs 
Friedensliebe, fleckenlosem Recht und tückischer Bedrohung 
durch den argen preußischen Rivalen. Es stand fest, daß 
man Osterreichs Ehre hochhalten und dem anmaaßlichen Gegner 
an keiner Stelle eine würdelose Nachgiebigkeit zeigen würde. 
Auf welche Weise aber der preußischen Offenfive am besten 
zu begegnen sei, darüber waren die Ansichten getheilt. Der 
Kriegsminister, Baron Frank, und der Chef des Generalstabs, 
General von Henikstein, überzeugt von Preußens Angriffs- 
lust, erachteten schleunige Rüstung unerläßlich für die Sicher- 
heit des Landes, da die Mobilmachung des Heeres in Oster- 
reich sieben, in Preußen nur drei Wochen erfordere, also im 
Falle eines Bruchs das Reich beinahe einen Monat lang 
einem feindlichen Einfall offen liege. Dagegen mahnte Graf 
Mensdorff, nicht durch übereilte Rüstung die gehässige Rolle 
des Angreifers zu übernehmen, in diesem Augenblick, wo 
man ebenso wie der Gegner sich an die bundesfreundliche 
Gesinnung der deutschen Regierungen gewandt und bei der 
großen Mehrzahl die Erfahrung gemacht habe, dus sie in 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. IV.
	        
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