Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1866 Fortgang der Rüstungen in ÖOsterreich. 341 
betheuerte aber auf's Neue Osterreichs Friedensliebe. Die 
preußische Antwort wurde durch einen bayerischen Vermitt- 
lungsversuch um einige Tage verzögert: König Wilhelm 
mahnte dringend zu ruhiger und ernster Haltung derselben; 
erst nach vielfachem Feilen und Glätten ging die Depesche 
am 15. April nach Wien ab und wurde am 17. dem Grafen 
Mensdorff vorgelegt. 
Sie hielt sich in höflichem, aber äußerst kühlem Tone. 
Die angeblichen Symptome preußischer Kriegslust lehnte sie 
als künstliches Zusammenfügen von Vermuthungen, Aus- 
legungen und Gerüchten ab, beklagte, daß die Abläugnung 
österreichischer Rüstungen so wenig bündig und rückhaltlos 
sei, wollte sich jedoch auf die eingestandenen Dislocationen 
beschränken, und erklärte deren Zurücknahme für unerläßlich, 
ehe Preußen seine partiellen Sicherheitsmaaßregeln wieder 
aufheben könne. 
Obgleich in Wien die Kriegsströmung im Wachsen war, 
beschloß man doch, um nicht in den Augen der Welt als 
Friedensstörer zu erscheinen, auf das preußische Begehren 
einzugehen. Die preußische Depesche redete nur von der 
Rücknahme der ersten Dislocationen, und diese meinte man 
unter Aufrechthaltung der letzten Beschlüsse ohne Gefahr 
für die eigene Sicherheit bewilligen zu können. Die aus 
Böhmen abziehenden Bataillone würden in der erhöhten 
Stärke bleiben, und die Mobilmachung der Artillerie und 
der Pferdeankauf ihren Gang gehen; dazu wurde noch am 
18. April die Bespannung des Armeeparks und die Organi- 
sirung des Armcefuhrwerks befohlen. So würde man trotz 
der Zurücknahme der Dislocationen durchaus streitfähig bleiben, 
während in Preußen mit der Widerrufung der Erlasse vom
	        
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