Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1866 Abrede auf gemeinsame gleichzeitige Abrüstung. 343 
begann. Jetzt sah er jede Kriegsgefahr als beseitigt an, und 
sprach beiden Höfen über das gewonnene Einverständniß seine 
hohe Genugthuung aus. In Berlin sah man, allerdings 
nicht mit gleicher Sicherheit, doch für den 25. April der in 
Aussicht gestellten kaiserlichen Ordre entgegen. 
Allein es sollte anders kommen. 
Kaum war die österreichische Friedensdepesche am 18. April 
nach Berlin abgegangen, als drohende Nachrichten über italie- 
nische Rüstungen in Wien einliefen. Wir wissen, wie Preußens 
Befreundung mit Italien von jeher die empfindlichsten Nerven 
der österreichischen Regierung verletzt hatte; mehr als alles 
Andere hatte der Abschluß des Bündnisses vom 8. April die 
Stimmung des Cabinets verbittert: jetzt schien sich das durch 
Bismarck's Arglist geknüpfte Gewebe in ganzem Umfang am 
Tageslichte zu entfalten. Preußen rede jetzt freundlich und 
friedfertig, um Osterreich zur Abrüstung zu verführen, habe 
aber im Stillen die eigene Mobilmachung in jeder Hinsicht 
vorbereitet, und hetze zugleich Italien auf, über das ent- 
waffnete Osterreich herzufallen. Am 20. April übergab der 
Kaiser dem Grafen Mensdorff eine neue Denkschrift Henik- 
stein's, welche auf Beschleunigung der Rüstungen drang, zur 
Begutachtung. Der Minister erklärte, daß er viel zu sehr 
Militär sei, um nicht das Begründete dieser Anschauung ein- 
zusehen, und daß die von dem kaiserlichen Cabinette seit dem 
31. März eingeschlagene Richtung allerdings etwas Gewagtes 
hätte, daß aber auch die durch eine Aufstellung der Armee 
herbeigeführte Situation nicht ohne Gefahren sein würde. 
Alles, was bisher diplomatisch geschehen, wäre darauf ge- 
richtet gewesen, Preußen die Handhabe zur Aggression aus 
der Hand zu winden. Gelänge dieses, so würde Osterreich
	        
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