Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

344 Allseitige Rüstung. 1866 
sich damit politisch und finanziell besser stellen. Mensdorff 
schloß also mit dem Wunsche, vor jedem weitern Beschlusse 
die Wirkung seiner nach Paris und Berlin gerichteten Erlasse 
abzuwarten. 
Aber die italienischen Alarmnachrichten häuften sich und 
schienen jede Möglichkeit des Zauderns auszuschließen. 
Das englische Cabinet, welches eine Vermittlung zu 
Preußens Gunsten nicht hatte übernehmen wollen, war seit 
einiger Zeit bemüht, in Wien die freiwillige Abtretung 
Venedigs an Italien im Interesse des europäischen Friedens 
zu empfehlen. Zur Unterstützung dieses Antrags theilte jetzt 
der englische Gesandte, Lord Bloomfield, dem Grafen Mens- 
dorff mit, daß eine baldige Entschließung wünschenswerth 
sei, da in Italien eine kriegerische Bewegung sichtbar werde, 
und nach Berichten seines Florentiner Collegen fortdauernde 
Truppenmärsche aus Neapel nach Bologna Statt fänden. 
Dies stimmte nur zu wohl mit anderweitigen Angaben, daß 
Italien neuerlich den Mannschaftsstand seiner Regimenter 
sehr erheblich, man sprach von mehr als 100000 Mann, 
erhöht habe. Das Maaß wurde schließlich gefüllt und jeder 
Zweifel beseitigt durch einen Bericht der venetianischen Militär- 
behörde:), dessen Inhalt wie ein Lauffeuer durch ganz Wien 
flog, eine Schaar Garibaldianer sei bereits über die Grenze 
hinüber nach Rovigo hereingebrochen. Es schien klar, daß 
man bei solchen Vorgängen nicht unthätig bleiben, daß hier 
mit nutzlosen Unterhandlungen kein kostbarer Augenblick ver- 
loren werden durfte. Der Krieg, nicht bloß gegen Italien, 
1) Dies versichert nicht bloß La Marmora, dessen Zeugniß hier 
nicht entscheiden könnte, sondern auch der sehr preußenfeindliche Gesandte 
Hannovers in Wien in einem Berichte an seine Regierung.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.