346 Allseitige Rüstung. 1866
des politischen Horizontes in Vollzug gesetzt und damit erst
die etatsmäßige Friedensstärke der Armee von 204 000 Mann
hergestellt hatte. Der einberichtete Angriff der Garibaldianer
war völlig aus der Luft gegriffen, was dann bald nachher
auch von der österreichischen Regierung selbst anerkannt wurde.
Endlich die bedrohlichen Truppenmärsche gegen die venetianische
Grenze beschränkten sich auf zwölf Reiterschwadronen, welche
man vor zwei Jahren nach Neapel zur Verfolgung der
Briganten verlegt hatte, die sich aber für diesen Zweck un-
brauchbar erwiesen, und deren Rückmarsch in die frühern
Garnisonen schon seit längerer Zeit beschlossen worden war.
Der englische Gesandte in Florenz, welcher die erste alar-
mirende Nachricht nach London geschickt hatte, bestätigte einige
Tage nachher die Richtigkeit der von La Marmora gegebenen
Aufklärung, und ebenso meldeten der russische und der fran-
zösische Geschäftsträger ihren Regierungen, daß keine Spur
von Rüstungen in ganz Italien wahrzunehmen sei.
Indessen, als diese Aufklärungen in Wien anlangten,
war der verhängnißvolle Schritt längst geschehen und durch
seine Folgen unwiderruflich geworden. Am 21. April be-
schloß ein großer Kriegsrath die Mobilisirung der Süd-
armee und der für Tirol, das Küstenland und Dalmatien
bestimmten Truppen, so wie des größten Theils der Grenz-
regimenter und zahlreicher vierter Bataillone der Linien-
Infanterie. Mit dem Oberbefehl der Südarmee wurde Erz-
herzog Albrecht, der Sohn des Helden von 1796 und 1799,
beauftragt, für die Führung der Nordarmee Feldzeugmeister
Benedek bestimmt. Schon durch diese Beschlüsse wurde das
Verhältniß nicht bloß zu Italien, sondern auch zu Preu-
ßen trotz aller Entwaffnung im Norden wesentlich berührt.