348 Allseitige Rüstung. 1866
am 29. wurde für die gesammte Reiterei die Annahme der
Kriegsformation, die Verstärkung der Depöt-Schwadronen und
die Einrichtung des Fuhrwerks verfügt, am 1. und 2. Mai
die Mobilmachung von 94 Bataillonen Infanterie, Jäger und
Pioniere beschlossen. Bereits waren alle Landschaften des
weiten Reiches mit kriegerischem Getümmel und Gerassel erfüllt.
Ungarische Urlauber zogen nach Venetien, italienische Reser-
visten eilten nach Prag; Liccaner und Oguliner marschirten
zur Besetzung Triests und Dalmatiens; in Tirol bildeten
sich die Compagnien der freiwilligen Landesschützen, und
sammelten sich die Haufen des Landsturms. Unaufhörlich
begegneten sich die militärischen Bahnzüge von Nord nach
Süd, von Süd nach Nord; die Recruten wurden gedrillt,
das schwere Geschütz auf die Festungswälle geschleppt; Pferde-
händler und Lieferanten hatten herrliche Tage, und mit
Seufzen brachte der Finanzminister ein Anlehen von 60 Mil-
lionen zu Stande, welchem sehr bald die Verkündigung des
Zwangscourses für 115 Millionen übernommener Bank-
noten folgte.
Gleichzeitig gab Osterreich auch seiner diplomatischen
Action eine schärfere Wendung. Am 18. April, erinnern wir
uns, hatte Mensdorff die Zurücknahme der im März ange-
ordneten Dislocation auf den 25. verheißen, wenn Preußen
am folgenden Tage seine partiellen Sicherheitsmaaßregeln zu-
rücknehme, und Bismarck's letzte Depesche hatte sich damit
einverstanden erklärt. Trotzdem erfolgte am 25. der ver-
sprochene Befehl nicht, sondern es erging am 26. eine Depesche
an Karolyi, es solle bei der getroffenen Abrede bleiben, wenn
Preußen auch jetzt, nach der Mobilisirung der Südarmce,
die Abrüstung vollziehen wolle.