1866 Erste Schritte zur Mobilmachung in Preußen. 357
Pläne im Keime ersticken zu können, König Wilhelm die
Mobilisirung des achten (rheinischen) Armeecorps.
Unmittelbar nachher führten ähnliche Vorkommnisse in
Hannover zu weiterer Ausdehnung der Maßregel.
Am 5. Mai kündigte der Minister Graf Platen, um
jedes Mißverständniß zu vermeiden, wie er sagte, dem preußi-
schen Gesandten, Prinzen Osenburg, an, König Georg habe
die großen Herbstexercitien, zu denen die Reservisten einberufen
wurden, für dieses Jahr auf den Monat Mai verlegt; auf
die Bemerkung des Gesandten, daß dies in Berlin ernste
Beunruhigung hervorrufen würde, äußerte der Minister: Sie
sehen zu schwarz; in diesen schweren Zeiten ist der König
der Ruhe und Ordnung im Lande nicht sicher; da ist es doch
natürlich, daß er etwas mehr Soldaten zur Verfügung haben
will. Dieses „etwas Mehr“ brachte jedes Bataillon von 260
auf 560 Mann), außer 260 noch weiter verfügbaren Recruten
und Beurlaubten. Schon früher hatten Verhandlungen zwi-
schen beiden Staaten über Hannovers Neutralität bei einem
etwaigen Kriege mit Osterreich Statt gefunden; Preußen hatte
sich bereit erklärt, nicht bloß eine solche anzuerkennen, sondern
auch dem König Gcorg seinen Landbesitz zu garantiren, nur
war stets die Bedingung gestellt worden, daß Hannovers
Neutralität eine unbewaffnete sei, da Preußen im Kriegsfalle
zwischen seinen östlichen und westlichen Provinzen keine von
ihm unabhängige Heeresmacht dulden könne. Damit war
1) In der Geschichte der Kriegsereignisse zwischen Preußen und
Hannover von v. d. Wengen S. 113 sagt der Verfasser, jede Compagnie
sei auf 140 Mann verstärkt worden (was also für das Bataillon
500 Mann austrüge), fährt aber dann fort, daß die Maßregel für das
Bataillon die Stärke von 647 Mann ergeben habe, außer 132 Recruten.
Ich weiß dies nicht zu erläutern.