Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1866 Anton Gablenz's Rückreise nach Wien. 383 
Handeln ankommt, und daß nichts gefährlicher ist, als durch 
lange Verhandlungen die Sache zu trainiren. Soll verhandelt 
werden, und ist es gegeben, was ich nicht weiß, es nochmals 
zu versuchen, dann ein Termin von zweimal 24 Stunden, 
und ist der verlaufen, dann das Signal Fanfare.“ 
Bismarck, welchem der König den Brief auf der Stelle 
mittheilte, fand hier zum Theil seine eigenen Gedanken wieder, 
meldete dem General, daß der von ihm entwickelte Plan in 
Berlin gute Aussichten habe; er möge also die Erwägung 
desselben mit seinem Collegen fortsetzen; nach Umständen werde 
er Vollmacht erhalten, den Vertrag dort mit demselben abzu— 
schließen. Einstweilen aber solle er diesem nicht sagen, daß 
er einen Auftrag von dem Ministerium empfangen habe, sondern 
direct vom König über dessen Friedenswünsche unterrichtet 
sei. Ebenso instruirte er, als Anton Gablenz am 19. Mai 
nach Wien zurückfuhr, den Baron Werther, daß eine amtliche 
Unterhandlung erst dann beginnen könne, wenn Se. Majestät 
der König die Überzeugung von der zuverlässigen Gesinnung 
des Wiener Cabinets gewonnen hätte; zunächst wünsche 
Gablenz nur, dem Kaiser Franz Joseph die Eindrücke mit— 
zutheilen, die er in seiner Audienz bei Sr. Majestät dem 
Könige gewonnen habe. 
Wie würde der Erfolg ausfallen? Bei allen Vortheilen, 
welche der Entwurf Gablenz's für Ssterreich in Aussicht 
stellte, war es immer eine starke Zumuthung, die ihm zu 
Grunde lag: anstatt des Bundes mit den Mittelstaaten 
gegen Preußen ein Ausgleich mit Preußen auf Kosten der 
Mittelstaaten. Freilich hatte, wie wir wissen, in den letzten 
Jahren Osterreich viermal eine solche Schwenkung gemacht: 
offenbar aber war, was auch General Gablenz sagen mochte,
	        
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