1866 Pläne Napoleon's. 393
und fördern sollte; nur war es leider nicht seine Art, jeden
einzelnen Gedanken scharf und klar in alle seine Consequenzen
zu verfolgen, und damit die Durchführbarkeit, sowie die Ver-
einbarkeit desselben mit seinen übrigen Entwürfen zu ermessen.
So verwickelte er durch die Häufung seiner Pläne seine Po-
litik in stets wachsende Schwierigkeiten und unlösbare Wider-
sprüche, führte einen großen Krieg zum Schutze der Türkei und
wiegelte die christliche Rajah gegen den Sultan auf, hoffte,
mit Rußland gemeinsame Erfolge zu erringen und wünschte doch
auch Polen zu befreien, entflammte das italienische National=
gefühl und beschützte zugleich den geistlichen Todfeind des-
selben. Nothwendig wurde damit sein Verfahren unsicher
und zweideutig nach allen Seiten; er verfolgte eine Richtung
eine Strecke Weges, und wenn dann die Hindernisse sich auf-
thürmten, überraschte er plötzlich die Welt durch einen ganz
neuen Einfall, welcher freilich nicht aus schöpferischer Tiefe,
sondern aus brütender Verlegenheit entsprang. Eine energische
Thatkraft hatte er nie besessen; jetzt, mit dem herannahenden
Alter und schweren Krankheitsanfällen, versank er vollends in
schwankende Unschlüssigkeit. Lange Zeit hatte ihn das Publicum
für einen unergründlichen Staatsmann gehalten; jetzt sagten
seine Diener im Stillen, mit ihm sei einc wirkliche Politik
nicht mehr zu machen.
Den Gedanken, sich bei einem erheblichen Anwachsen der
preußischen Macht durch Stücke rheinisches Landes zu ent-
schädigen, hatte er damals selbst wieder ausgegeben. Ein
schmaler Gewinn, etwa die Grenze von 1814, schien ihm
nicht erheblich genug, um dafür cine feindselige Entrüstung des
ganzen deutschen Volkes auf sich zu nehmen. Eine große
Beute, wie die Einverleibung des ganzen linken Rheinufers,