Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1866 Csterreich lehnt den Congreß ab und ruft den Bundestag an. 405 
heit nichts einzuwenden, müsse aber darauf bestehen, daß zu 
deren Ausgangspunkt der Züricher Vertrag genommen werde, 
dessen Nichteinhaltung die Ursache von dem jetzt ganz Europa 
beschäftigenden Verhältniß sei. 
Durch diese Darlegung war nicht bloß das neutrale 
Europa, sondern auch Preußen unterrichtet, um was es sich 
bei dem bevorstehenden Waffengange handelte: wenn der 
Krieg ausbreche, Freigebung Venctiens, um mit voller Kraft 
zur Rückgewinnung Schlesiens über Preußen herzufallen. 
Daß aber der Krieg ausbrechen würde, erklärte Osterreich 
an demselben Tage dem Frankfurter Bundestage. Die Ver- 
sammlung hatte am 24. Mai den Bamberger Antrag auf 
allgemeine Abrüstung einstimmig angenommen, Hannover seine 
unbedingte Bundestreue versichert, und Osterreich und Preußen 
darauf erklärt, sie würden in der nächsten Sitzung am 1. Juni 
die Voraussetzungen angeben, unter denen sie zur Abrüstung 
bereit seien. Demnach erklärte jetzt Osterreich, es habe rüsten 
müssen wegen der rechtlosen, durch ein Bündniß mit Italien 
gestützten, mit Gewaltthat drohenden Ansprüche Preußens 
auf Schleswig-Holstein; es werde entwaffnen, wenn dort der 
rechts= und verfassungsmäßige Zustand hergestellt sei; zu 
diesem Behufe stelle es die Frage der Herzogthümer den 
Cntschließungen des deutschen Bundes anheim, welchen von 
Seiten Osterreichs die bereitwilligste Anerkennung gesichert 
sei, und zeige zugleich an, daß der Statthalter von Holstein 
Befehl habe zur Einberufung der Stände des Landes, dessen 
Wünsche und Rechtsanschauungen einen wesentlichen Factor 
der Entscheidung bilden. 
So war es geschehen. Die letzte Möglichkeit des Aus- 
gleichs zwischen den beiden Großmächten war abgeworfen,
	        
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