Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1866 Bedrohung der nationalen Zukunft Deutschlands und Italiens. 409 
lose Überlassung Venetiens in Aussicht gestellt hatte, gab 
jetbtt Gramont in Wien das Versprechen, Frankreich werde 
diese Abtretung nur unter folgenden Bedingungen vollziehen: 
Erhaltung der weltlichen Herrschaft des Papstes und Unver- 
letzlichkeit der ihm noch unterworfenen Gebiete, ohne Prä- 
judiz der zu Gunsten der Rechte des heiligen Stuhles ge- 
machten Vorbehalte, Gewährleistung der neuen österreichischen 
Grenze, Geldentschädigung für das Festungsviereck, und Über- 
nahme eines verhältnißmäßigen Theils der österreichischen 
Staatsschuld. Ferner verspräche Frankreich, den Bevölke- 
rungen Italiens freie Hand zu lassen, wenn cs künftig dort 
zu einer Reaction gegen die italicnische Einheit kommen sollte. 
Außerdem behielt sich der Wiener Hof das Recht vor, für 
die depossedirten Erzherzoge von Toscana und Modena Ent- 
schädigung aller Orten sonst, als in Italien, zu begehren. 
Es ist deutlich, wie sehwer diese Sätze die Zukunft der 
Italiener bedrohten. Sie zeigten, was unter der oben er- 
wähnten Wahrung des Besitzstandes vor dem Kriege gemeint 
war, nichts Anderes als Erhaltung des französischen Werkes 
von 1859, Osterreichs Verzicht auf die Lombardei, der 
jetzt durch die Abtretung Venctiens ergänzt werden sollte. 
Der Vorbehalt aller Rechte des heiligen Stuhles verstattete 
OÖsterreich, bei günstigem Verlaufe des Kriegs die Le- 
gationen und die Marken für den Papst zurück zu er- 
obern, und damit Neapel völlig von dem Königreich zu 
trennen. Wenn dann in Toscana und Modena eine Partei 
sich für die vertriebenen Fürsten erhöbe, würde Frankreich 
auch diese Provinzen sich ruhig von Italien ablösen lassen, 
im entgegengesetzten Falle aber den Erzherzogen eine Ent- 
schädigung verschafsen helfen, auf deutschem Boden? oder
	        
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