Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

416 Esterreich und Frankreich. 1866 
Kenntniß erhielt, bedarf keiner Versicherung. Gleich nach der 
Abreise des Herzogs von Paris wurde Nigra mitgetheilt, daß 
Napoleon dem Wiener Hofe seine volle Neutralität verheiße, 
wenn dieser die Abtretung Venctiens zusage, wic auch der 
Krieg verlaufen möge. Italien behalte alle Freiheit zum 
Kriege; der Kaiser würde nur Verpflichtungen für sich selbst 
übernehmen. Dazu kamen übrigens Ermahnungen, nicht 
selbst die Initiative zum Kampfe zu ergreifen. Am 11. Juni 
äußerte Napolcon, durch Zuwarten könne Italien Alles ge- 
winnen; über Gramont's Unterhandlung aber erfuhr man in 
Florenz kein Wort. Tags nachher sagte in Berlin Graf 
Karolyi dem Grafen Barral: wir werden nicht immer Feinde 
sein; wenn wir, wie wir hoffen, Preußen besiegen, so werden 
wir uns mit euch freundschaftlich über die Abtretung Venetiens 
verständigen. In Paris aber theilte der Kaiser dem italieni- 
schen Gesandten mit, Osterreich habe zugesichert, unter allen 
Umständen den Besitzstand vor dem Kriege zu achten. Noch 
mehr auf eine einschneidende Wirkung berechnet waren dann 
zwei Telegramme an demselben 12. Juni: eines von Drouyn 
de Lhuys für La Marmora, das andere von dem Prinzen 
Napoleon an Victor Emanuel. Beide berichteten von einer 
Meldung Gramont's aus Wien: bei einer Unterredung, die 
er mit dem Kaiser Franz Joseph gehabt, habe ihm dieser er- 
klärt, nach einem an ihn gerichteten Schreiben der Königin- 
Wittwe von Preußen habe König Wilhelm seiner Schwägerin 
sein Wort gegeben, daß er keinen Vertrag mit Italien unter- 
zeichnet habe, daß er also nicht verpflichtet sei, wenn Italien 
Osterreich angreife, jenem beizustehen. Der Zweck dieser 
Mittheilung war einleuchtend: an einen Vertrag, dessen Exi- 
stenz Preußen bestritt, brauchte Italien sich nicht zu binden,
	        
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