1864 Ssterreich wünscht das Verbleiben der Bundestruppen. 35
schließen. Wie dem aber auch sei, obwohl wir nicht ver-
pflichtet sind, die Bundestruppen zuzulassen, so sind wir
doch berechtigt dazu. Welchen Grund hätten wir, sie zu
entfernen? Im Gegentheil, wir sollten uns freuen, durch ihre
Anwesenheit den hohen nationalen Charakter der ganzen An-
gelegenheit sichtbar hervortreten zu lassen. Wir hoffen also
auf Preußens bundesfreundliche Gesinnung, und sehen auch
in dieser Frage einen neuen Beweis für die Dringlichkeit der
Einsetzung eines definitiven Souveräns.
Nach der Lectüre dieser Depesche sprach Werther dem
Minister seine persönliche Besorgniß aus, daß Preußen jetzt
auch ohne Osterreich zur Entfernung der Bundestruppen aus
Holstein schreiten würde. In der That ging an demselben
Tage den preußischen Gesandten in Dresden und in Hannover
die Weisung zu, aus den nach Wien gemeldeten Gründen
die betreffende Regierung um die Abberufung ihrer Truppen
zu ersuchen, und beide Gesandte wurden bevollmächtigt, darüber
keinen Zweifel zu lassen, daß Preußen dieses Begehren mit
vollem Nachdruck geltend zu machen entschlossen sei.
Da die Anwesenheit der Bundestruppen offenbar ein
erhebliches Mittel für die Einsetzung des von dem Bunde
begünstigten Augustenburg war, so ergab sich die Antwort
der beiden Höfe je nach ihrer Gesinnung gegen dessen An-
sprüche. Hannover, welches jetzt einen wahren Haß gegen
den Erbprinzen empfand, war mit dem preußischen Antrag
ganz einverstanden und wünschte vor der Entschließung nur
noch Auskunft über ÖOsterreichs Auffassung. In Dresden
aber, wo König und Minister von Augustenburg's gutem
Rechte durchdrungen waren, wurde das Begehren unbedingt
zurückgewiesen. Beust hatte die Sache kommen sehen, jedoch
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