Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1866 Außerungen des Ministers von der Pfordten. 429 
durchaus noch nicht, daß Bayern Krieg gegen Preußen 
führen wolle, sondern nur, was zu geschehen habe, wenn 
der Krieg unvermeidlich würde. Er hatte so eben Bismarck's 
letztes Schreiben empfangen, und wiederholte dem Prinzen 
den alten Spruch, daß Bayern in einen Bund mit nur einer 
der beiden Großmächte nicht eintreten könne, weil dies mit 
seiner Mediatisirung gleichbedeutend sei. Überhaupt scheine 
ihm bei dem allseitigen Widerstreben der Regierungen die 
einzige in der That mögliche Bundesreform die Auflösung 
des Bundes zu sein. Wolle Preußen aus dem Bunde aus- 
treten, so werde Bayern sich dem nicht widersetzen, sondern 
dann das Gleiche thun. In einem solchen Falle könnte es 
niemals in ein neues Bundesverhältniß mit Preußen allein, 
wohl aber in ein näheres Schutz= und Trutzverhältniß treten. 
In einem solchen würden dann die beiden Regierungen in 
viel bessern und sicherern Beziehungen leben können, als in 
einem Bundesverhältniß. 
Wir werden später sehen, daß Bismarck diese Worte in 
sicherem Gedächtniß behalten hat. 
Am 11. Juni entwickelte Pfordten selbst in einem ver- 
traulichen Briefe an Bismarck die Unmöglichkeit für Bayern, 
in einen Bund auf parlamentarischer Grundlage mit nur einer 
der beiden Großmächte einzutreten, und fuhr dann fort: 
„Die Entscheidung über Krieg und Frieden steht unmittelbar 
bevor. Sie liegt, meiner festen Überzeugung nach, in Ihrer 
Hand, denn sie liegt in dem Entschlusse Preußens über die 
Herzogthümer. Wollen Sie die Annexion um jeden Preis, 
auch um den des Kriegs, dann ist der Krieg unvermeidlich. 
Entschließt sich Preußen, auf die Annexion zu verzichten, so 
ist der Krieg unmöglich. Wollte Osterreich aus irgend einem
	        
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