440 Die Kriegserklärung. 11866
„Die Forderung an Sachsen würde nicht minder kate-
gorisch gestellt werden, und auf die Ablehnung derselben die
Besetzung des Landes durch die an der Grenze bereit stehende
Armee erfolgen.
„Für die Einschlagung dieses Weges spricht der Um-
stand, daß nach Allem, was hier bekannt ist, sämmtliche
dcutsche Staaten noch nicht fertig gerüstet sind, und es in
den nächsten Tagen noch nicht sein können, daß Preußen da-
gegen durch seine Rüstungen und die Stellung seiner Truppen
— wobei die friedliche Occupation Holsteins und die ohne
Blutvergießen an der Elbe gewonnene Stellung ein wichtiges
Moment ist — sich im Stande befindet, ihnen zuvorzukommen,
und zuerst alle in seinem Rücken befindlichen Gefahren zu
beseitigen, ehe die großen Operationen nach dem Süden hin
beginnen. Der Angriff, dem es in der letztern Richtung zu
begegnen hätte, würde dann nur von Bayern und Österreich
ausgehen können, dem sich vielleicht noch Württemberg an-
schließen dürfte, da das Großherzogthum Hessen durch Kur-
hessen neutralisirt werden würde. Württemberg dürfte zu
einer augenblicklichen oder raschen Action kaum im Stande
sein, und auch Bayern ist nicht fertig gerüstet.“
Nach dem Vortrag dieser Denkschrift entschied sich der
König für den zweiten Weg, da er an eine Neutralität der
Mittelstaaten nicht mehr glaubte, während Bismarck bis zur
letzten Stunde noch an der Hoffnung auf Pfordten's gute
Gesinnung festhielt. Nur bemerkte der König, daß das Vor-
gehen gegen die bezeichneten Staaten die große Offensive
gegen Osterreich nicht verzögern dürfe. Die Instructionen
für die Gesandten in Hannover, Dresden und Cassel:), sowie
1) Die Action gegen Nassau wurde noch aufgeschoben.