Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1865 Bismarck's Verhandlungen mit Benedetti. 71 
Diese Bemerkungen hatten, wie es schien, den Botschafter 
beruhigt, dessen Besorgniß hauptsächlich darauf gerichtet war, 
daß Preußen Verpflichtungen für den Fall eines Kriegs über 
Osterreichs außerdeutsche Besitzungen übernommen hätte. „Ich 
habe ihm dagegen, schrieb Bismarck weiter, nicht verhehlt, 
daß wir unser Verhalten im Falle eines solchen Kriegs zwar 
von den Umständen abhängig machen und dabei nur unsere 
eigenen Interessen zu Rathe ziehen müßten, daß wir es aber 
für eine thörichte Politik halten würden, durch ein Engage- 
ment im Voraus dem Wiener Cabinet eine Sicherheit zu ge- 
währen, welche dieses in den Stand setzte, im Vertrauen auf 
unsere Hülfe eine kriegerische und aggressive Haltung anzu- 
nehmen, und welche uns an eine solche, von uns nicht ge- 
billigte Politik binden könnte. Eine entschiedenere Annäherung 
an Osterreich könnte uns nur durch Frankreich selbst zur 
Nothwendigkeit gemacht werden. Wenn Frankreich in der 
Frage der Elbherzogthümer und in seiner Haltung zu den 
Mittelstaaten eine uns feindseligere, ja drohende Haltung an- 
nehmen sollte, dann würde allerdings die Rücksicht auf unsere 
eigene Sicherheit und der Wunsch einer festen Stellung bei 
uns überwiegen, und wir würden alsdann, um uns Öster- 
reichs zu versichern, und nach dieser Seite hin in keine 
Schwierigkeit zu kommen, auch in den Herzogthümern lieber 
mit Wenigerem uns begnügen, wodurch wir den guten Willen 
Osterreichs gewinnen, und auch zu den Mittelstaaten unsere 
Verhältnisse leicht wiederherstellen könnten. Dann würde 
die Empfindlichkeit über das minus, was wir erlangten, 
gegen Frankreich sich kehren, dessen Haltung uns genöthigt 
hätte, uns mit so Wenigem zu begnügen, und das in Prcußen 
nicht populäre Bündniß mit Österreich zu suchen. Eine solche
	        
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