1865 Bismarck's Schreiben an Goltz, 20. Februar. 73
für eine echte Freundschaft vielleicht erst eine kriegerische Aus-
einandersetzung durchgemacht werden müsse. Bismarck sandte
also den 20. Februar an Goltz folgende Depesche:
„Obschon mit Ew. Excellenz darin einverstanden, daß
wir, nachdem schon ein Bruch mit Osterreich eingetreten wäre,
die Unterstützung Frankreichs kaum anders als auf lästige
Bedingungen erhalten würden, erscheint es mir doch ebenso
schwierig als bedenklich, schon jetzt in Paris solche Schritte
zu thun, wie sie erforderlich wären, um eine Außerung des
Kaisers herbeizuführen, welche uns irgend welche Bürgschaften
gewährte. Sollten die Intentionen des Kaisers einen maaß-
gebenden Factor für unsere politischen Berechnungen abgeben,
so müßten sie in authentischer Weise constatirt und präcisfirt
werden. An einer nur moralisch verbindlichen Zusage dürften
wir uns nicht genügen lassen, und in einer bindenden Form
auch nur seine eventuellen Absichten kund zu thun, würde
der Kaiser unzweifelhaft nur unter der Voraussetzung geneigt
sein, daß auch der König sich zu einer entsprechenden Willens-
äußerung verstände. Wenn überhaupt zu einem Resultate,
würden die Verhandlungen zu einem vertragsmäßigen Ab-
kommen in einer der strengeren Formen führen.“
„Ich will nicht auf eine Erörterung darüber eingehen,
wie sehr ein solches Abkommen auf Jahrzehnte hinaus von
Einfluß auf unsere und die europäische Geschichte werden
müßte, sondern Ew. Excellenz ersuchen, mich in der Betrach-
tung zu begleiten, ob der Vertrag, wenn die Zeit seiner Er-
füllung gekommen, uns das gewähren würde, was er uns
sichern sollte, und ob er nicht vorher schon uns Nachtheile
bringen könnte, die wir ohne denselben nicht zu besorgen haben.
Keine noch so sorgfältige Redaction würde uns davor schützen,