Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

76 Preußen und Frankreich 1865 
„Herr Drouyn de Lhuys machte uns aufmunternde Zu- 
sicherungen im Sinne der Annexion; seine Collegen geben 
den Zeitungen entgegengesetzte Instructionen. In Petersburg, 
in Kopenhagen, in München, in Dresden belebt zu unserem 
Wissen die französische Diplomatie den Widerstand gegen die 
Annexion der Herzogthümer; ob anderswo in Deutschland, 
ob in London. ist nicht ausgeschlossen. Unverkennbar ist die 
Haltung eine zweideutige.“ 
„Wir dürfen dadurch nicht befremdet, nicht verletzt sein. 
Frankreich schuldet uns nichts. Es würde nur dem Gebote 
eines natürlichen Egoismus folgen, indem es seine Stellung 
uns gegenüber, indem es uns selbst auszunutzen suchte, indem 
es auf unsere Kosten dem Nationalitätsprincip eine Genug- 
thuung, der Anhänglichkeit Dänemarks (anders als England) 
eine Belohnung, dem allgemeinen Stimmrecht einen neuen 
Triumph gewährte. Möglich, daß ihm diese Aquivalente 
genügen, und gewiß, daß die Aussicht darauf ihm die Be- 
rechtigung gibt, sich, da es unserer Haltung nicht sicher ist, 
die Wege nach München offen zu halten.“ 
„In der Persönlichkeit des Kaisers Napoleon und der 
Methode seiner Politik finde ich nichts, was den Eindruck 
der realen Verhältnisse alteriren könnte. Ich vermag die 
Anschauung Ew. Excellenz nicht zu theilen, daß der Kaiser 
einen Minister längere Zeit hindurch sich in einer politischen 
Richtung ergehen lasse, für die derselbe nicht die volle Billi- 
gung und den Auftrag seines Souveräns besitzt. Die Wei- 
sungen, welche an die Presse gegeben werden, können vielleicht 
mündlich desavouirt, über ihre Wirkung auf die öffentliche 
Meinung in Frankreich vielleicht Bedauern ausgedrückt werden; 
aber der Kaiser ist zu umsichtig, zu sehr durch die Erfahrung
	        
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