1865 Finanzlage Schleswig-Holsteins. 81
Aber da sie eben nicht einig waren, so gab die Existenz des
Prinzen dem Wiener Cabinet die erwünschte Gelegenheit,
jeden Fortschritt seines preußischen Genossen zu Nichte zu
machen.
Daß das befreite Schleswig-Holstein als souveräner
Bundesstaat ein kümmerliches Dasein führen würde, ließ sich
ziffermäßig darthun. Nach seinen bisherigen Einrichtungen
beliefen sich seine Einnahmen in runder Summe auf 6 ½
Millionen Thaler); die Erhebungskosten und die Ausgaben der
Localverwaltung nahmen 4½, sowie die Verzinsung der alten,
bei der Auseinandersetzung mit Dänemark überkommenen
Staatsschuld, eine Million in Anspruch: es blieb also ein
Überschuß von einer Million, auf welchen dann Ciwilliste,
Hcer, Festungen, Marine und die Centralbehörden anzuweisen
wären. Setzte man die Civilliste auch nur auf eine halbe,
die laufenden Kosten des Bundescontingents auf 1½, die
der Centralbehörden auf eine Million, so ergäbe sich bereits
ein Deficit von zwei Millionen. Dazu aber käme dann
noch eine erhebliche Erhöhung der Staatsschuld durch die
preußischen Kriegskosten von etwas über 22, die österreichi-
schen von 12, die Anschaffung von den für das Heer er-
forderlichen Vorräthen von etwa 10, im Ganzen also ein
Betrag von 44 Millionen, also an jährlichen Zinsen von
mehr als 2 Millionen, und so müßte das Deficit sich auf
etwa 4½ Million erhöhen, und mithin die Einnahme von
1) Diese und die folgenden Ziffern aus den Acten. In den beiden
Kriegsjahren 1848 und 1849 hatte das Land je 9—10 Millionen auf-
gebracht; für 1850 war das Budget — vor Wiederausbruch des Kriegs
— auf rund 7 Millionen bemessen worden. Fock, Schleswig-Holstein'sche
Erinnerungen, S. 230.
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. IV. 6