82 Die Zustände in Schleswig-Holstein. 1865
6 ½ auf 11 Millionen gesteigert werden. Dies ergäbe bei einer
Seelenzahl von nicht ganz einer Million eine Durchschnitts-
belastung des einzelnen Einwohners von etwas über 11 Thaler
für die gesammte Staatseinahme, oder von 3 Thalern für
die Verzinsung der Staatsschuld, während damals in Preußen
diese Posten sich auf etwas über 7 Thaler, beziehungsweise
auf 25 Silbergroschen stellten?).
Es ist sofort einleuchtend, wie nichtig bei einer solchen
Finanzlage die Hoffnung werden mußte, durch die Befrei-
ung Schleswig-Holsteins die Sicherheit Norddeutschlands ge-
stärkt und die Entwicklung einer deutschen Seemacht belebt
zu sehen. Bei jener erdrückenden Belastung des Volkes war
noch kein Thaler für die Marine, für den Küstenschutz, für
Hafen-, Canal= oder sonstige öffentliche Bauten vorgesehen,
und nichts war gewisser, als daß auch das Landheer keine
wirkliche Erhöhung der deutschen Wehrkraft geliefert hätte.
Man wäre eben auch in dieser Beziehung, wie es Mensdorff,
Beust und Pfordten empfahlen, bei den Zuständen der alten
Bundespraxis geblieben. Die Schöpfung einer deutschen
Flotte hätte ganz dieselben Hindernisse gefunden wie 1852,
nur daß sich die Zahl der discutirenden Stimmen noch um
eine vermehrt hätte. Für die Sicherung der deutschen
Küsten hätte Schleswig-Holstein genau so viel gethan, wie
bisher Hannover und Oldenburg; für das Landheer hätte
1) Allerdings enthielten jene Localverwaltungskosten in Schleswig-
Holstein manche Ausgaben, welche in Preußen nicht als Staats-,
sondern als Communallasten figurirten. Dafür aber fiel der Bevölke-
rung der Herzogthümer neben den Staatssteuern in Justiz und
Verwaltung eine Masse von Sporteln zur Last, die ungleich höher
waren als in Preußen.