Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Böhmischer Kriegsschauplatz. 103 
der schlesischen Armee vorging, so langte er sehr bald am 
westlichen Ufer der Iser an, und fand hier ein leicht zu ver- 
theidigendes Hinderniß seines Marsches: auf der andern Seite 
mündeten die Sudetenpässe, durch welche der Kronprinz aus 
der Grafschaft Glatz nach Böhmen gelangen konnte, auf das 
östliche Ufer der obern Elbe, so daß ihm vor der Verbin- 
dung mit Friedrich Carl ein feindlicher Widerstand nicht nur 
in den Engen des Gebirges, sondern dann wieder an dem 
jungen, reißenden Strome drohte. Das Zusammenrücken der 
beiden Heere war also gleichbedeutend mit siegreicher Über- 
schreitung der beiden Flüsse. 
Der gefährlichere Theil der Aufgabe lastete ohne Zweifel 
auf der schlesischen Armee. Denn die Iser konnte zur Zeit 
nur von den sächsischen Truppen und dem österreichischen 
Corps Clam-Gallas, also 60000 Mann, vertheidigt werden, 
während Friedrich Carl über 93000, Herwarth über 
46000 Mann verfügte, und dazu noch eine Division des 
Reservecorps, 12000 Mann, ihrem Nachtrab sich anschloß. 
Die Elblinie aber lag den von Olmütz heranrückenden Heeres- 
massen Benedek's, im Ganzen über 200000 Mann, um acht 
Meilen näher als die Iser, und die Frage, ein wie großer 
Theil dieser Übermacht dem Kronprinzen, sei es im Gebirge, 
sei es an der Elbe, entgegen treten würde, entzog sich jeder 
Beurtheilung des Gegners. Nach Erwägung aller dieser 
Umstände erging nun am 22. Juni ein Telegramm an die 
beiden preußischen Feldherren: „Se. Majestät befehlen, daß 
beide Armeen in Böhmen einrücken, und die Vereinigung in 
der Richtung auf Gitschin aufsuchen.“ Gitschin, der aus 
Wallenstein's Geschichte bekannte Ort, liegt ungefähr in der 
Mitte zwischen Iser und Elbe. In einer nähern Weisung
	        
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