Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

4 Die Feldzugspläne. 
Wohl war die verunglückte Kameradschaft von 1864 in 
einen soldatischen Zorn gegen den preußischen Übermuth um- 
geschlagen, sonst aber befaßte sich das kaiserliche Officierscorps 
nicht mit Politik, und war weder liberal, noch klerikal, sondern 
schlechtweg kaiserlich. Bei dem Herandrohen des Kriegs 
freuten sich, wie überall in solcher Lage, die jüngeren Officiere 
auf Ruhm und Ehre, Feldzulage und Avancement; unter den 
vornehmen Generalen gab es Manche, welchen der Oberbefehl 
des bürgerlichen und protestantischen Benedek nicht gerade an- 
genehm war, immer aber waren sie entschlossen, ihre Schuldig- 
keit zu thun, und getrauten sich, alle Feinde des Kaiserstaats 
zu Boden zu werfen. Aber gerade an der höchsten Stelle, 
im Hauptauartier, war die Siegessicherheit nicht groß. Feld- 
zeugmeister Benedek war durch soldatische Tüchtigkeit von der 
niedersten bis zur höchsten Stufe emporgestiegen. Nach einer 
Reihe glänzender Thaten in untergeordneter Stellung war er 
1859 der Einzige gewesen, welcher bei Solferino glücklich 
gefochten, und erfreute sich seitdem einer solchen Popularität, 
daß er jetzt dem Kaiser von der öffentlichen Meinung als 
Oberfeldherr beinahe ausgenöthigt worden war. Als er im 
Mai in Wien anlangte, strömte ihm der Jubel der Volks- 
massen, wo er sich zeigte, entgegen: nur ihm selbst war nicht 
wohl bei der großen Aufgabe, die er übernehmen sollte. Er war 
ein gewissenhafter, verständiger und gebildeter Mann, welcher 
über seine Verhältnisse und seine Kräfte nachgedacht hatte, 
ein Kriegsmann von unbedingter Kühnheit, zu jedem Wagniß 
bereit, wohin ihn auch seine Vorgesetzten berufen mochten. 
War die Aufgabe einmal gestellt, war ihm der Befehl gegeben, 
so trotzte er mit eisernem Willen jeder Gefahr, und pries 
dann bescheiden sein Soldatenglück, das ihm wieder einmal
	        
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