Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Gefecht bei Schweinschädel. 153 
metz gönnte seinen Truppen am Vormittag des 29. Juni die 
schwer verdiente Ruhe, und brach erst um zwei Uhr Nachmittags 
aus Skalitz und Umgegend zum Weitermarsche westwärts zur 
Elbe nach Gradlitz auf. Es wurde aber schon erwähnt, daß 
eine Meile südlich von Skalitz, bei Dolan, das vierte öster- 
reichische Corps unter General Graf Festetics sich befand; 
es hatte seine Stellung etwas weiter nach Nordwesten, bis 
zum Dorfe Schweinschädel ausgedehnt; an dieser also mußte 
der Marsch der preußischen Colonnen vorüber gehen, und da- 
mit dem Feinde seine langgestreckte Flanke darbieten. Indessen 
hatte Festetics Befehl, sich auf kein bedeutendes Gefecht an 
dieser Stelle einzulassen, sondern einem feindlichen Angriff 
durch einen Rückzug auf Josephstadt auszuweichen. Auch 
Steinmetz wünschte einen dritten Kampf vor seiner Vereinigung 
mit der Garde zu vermeiden, so daß, wäre jeder der beiden 
Führer mit den Absichten des Andern bekannt gewesen, an 
diesem Tage hier kein Schuß gefallen wäre. Die Brigade 
Wittich aber, welche Steinmetz mit der Deckung seiner be- 
drohten Flanke beauftragt hatte, kam den österreichischen Posten 
so nahe, daß sich zwischen ihnen ein lebhafter Artilleriekampf 
entspann: Graf Festetics, in der Meinung, durch zu schnelles 
Weichen seine Truppen zu demoralisiren, entwickelte also 
zwei Brigaden Fußvolk in erster, eine dritte in zweiter Linie, 
um erst nach Zurückweisung des feindlichen Angriffs den Ab- 
marsch anzutreten. Darauf hielt General Kirchbach, welcher 
zur Zeit die preußische Vorhut führte, es zur Sicherheit des 
Corps für unerläßlich, diese Massen zurückzudrängen, und 
ließ za diesem Zwecke die Brigade Tiedemann gegen Schwein- 
schädel vorgehen. So kam es zu einem äußerst scharfen und 
blutigen Gefechte, bei dem sich wieder die Überlegenheit der
	        
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