244 Friedensvorschläge.
weniger darauf ankomme, sich vor feindlichem Angriff zu
decken, als dem Gegner jeden erreichbaren Abbruch zu thun.
Demnach wurde die zweite Armee angewiesen, zur Beob-
achtung der beiden Elbfestungen das sechste Corps zurück-
zulassen, mit den drei andern aber in eine Stellung nord-
westlich von Olmütz zu rücken, bei einem etwaigen Offensiv-
Versuche Benedek's thunlichst Widerstand zu leisten, im Noth-
fall aber auf die schlesische Grenze zurückzuweichen und den
Gegner sich dorthin nachzuziehen. Die erste und die Elb-
Armee dagegen sollten mit beschleunigten Märschen die geraden
Straßen auf Wien, jene über Brünn, diese über Znaim ein-
schlagen, um hoffentlich in oder vor der feindlichen Haupt-
stadt einen ehrenvollen Frieden zu erzwingen.
Die Hauptschwierigkeit dieser Operationen bestand, da
man für den Augenblick von Benebek's Streitkräften geringe
Störung besorgte, in der Frage der Ernährung und Ver-
pflegung der Truppen, welche der Natur der Sache nach mit
jedem Schritte vorwärts in Feindes Land immer mehr er-
schwert wurde. Deshalb wurde die Garde-Landwehr--Division
nach Prag entsandt, welche Stadt sie am 8. Juli ohne
Widerstand besetzte, und damit für die Armee eine Eisenbahn-
Verbindung von der Lausitz über Turnau-Prag nach Pardubitz
gewann. Es war dies um so wichtiger, als bei den Vor-
kehrungen des Gegners im Lande selbst nur sehr selten eine
genügende Quantität von Lebensmitteln aufzutreiben war.
Denn bei der Annäherung der Preußen suchten alle kaiser-
lichen Behörden und großen Grundbesitzer das Weite, so daß
eine geordnete Vertheilung größerer Requisitionen auf aus-
gedehnte Landstriche unmöglich, und der gerade besetzte Bezirk
vollständig ausgesogen wurde. Zugleich hatte eine voraus-