Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Entschließung des Königs von Hannover. 31 
einer strengen Neutralität wiederholte. Eben deshalb, erklärte 
er aber, müsse er, wie früher das österreichische, so auch jetzt 
das preußische Bündniß ablehnen, um so mehr, da ein Wider- 
ruf der eben befohlenen Mobilmachung ehrwidrig, und eine 
Annahme der preußischen Bundesreform eine Herabwürdigung 
der von Gott ihm verliehenen Kronrechte sein würde. Die 
Minister traten sämmtlich dieser Ansicht bei, und da hiemit 
der Ausbruch des Kriegs entschieden war, galt es, in mög- 
lichster Eile alle Vorkehrungen zu treffen. An alle Garni- 
sonen des Landes wurde die telegraphische Weisung erlassen, 
wie die Soldaten gingen und standen, schleunigst in die süd- 
liche Hälfte des Königreiches nach Göttingen abzurücken, und 
die noch fehlenden Reservisten, sowie die vorhandenen Kriegs= 
vorräthe eben dorthin zu schaffen. Unterdessen wurde die 
Sitzung der Stände eröffnet, und bei der die Existenz des 
Staats unmittelbar bedrohenden Gefahr brachte Rudolf von 
Bennigsen, wie es scheint, ohne den Inhalt der preußischen 
Sommation zu kennen, einen neuen Antrag ein, auf Minister- 
wechsel, Unterlassen jeder Rüstung, volle Neutralität. Die Auf- 
regung in der Stadt wuchs durch den Beginn der Truppen- 
züge mit jeder Stunde; man vernahm, daß Harburg bereits 
von preußischen Truppen besetzt, daß die westfälische Division 
bis dicht an die hannover'sche Grenze vorgegangen sei; von 
allen Seiten her sah man sich schwerer Feindseligkeit aus- 
gesetzt. Unterdessen ließ Graf Platen die Antwort auf die 
preußische Note entwerfen; es dauerte bis zum späten Abend, 
ehe sie dem in Herrnhausen weilenden König vorgelegt werden 
konnte. Dieser prüfte sie genau, strich eine Stelle, die auf 
die Möglichkeit einer spätern Verständigung über die Bundes- 
reform hindeutete, und brachte hier und da stylistische Ver-
	        
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