1867 Militärische Einrichtungen nach preußischem System. 219
Endlich Mittnacht und Varnbüler wünschten recht sehr eine
brauchbare Armee, soweit das möglich wäre unter Erhaltung
der innern Eintracht mit dem Volke und, darauf gestützt,
der particularen Unabhängigkeit nach Außen, ähnlich wie es
Hohenlohe in seiner Rede vom 19. Januar ausgeführt hatte.
Wagner selbst verzichtete damals auf die dreijährige Präsenz
und begnügte sich zu Suckow's großem Kummer mit der
zweijährigen, allerdings mit einem stark vermehrten Mann-
schaftsstand. Auch ließ er sich durch Suckow bestimmen,
ohne Zaudern das preußische Zündnadelgewehr einzuführen.
Der König genehmigte den Antrag auf der Stelle; der
preußische Kriegsminister lieferte umgehend die Gewehre und
gab sogar für die Erlegung des Kaufpreises Credit bis zur
Bewilligung des Geldes durch die Kammern. Die Folge
war wie in Baden die Annahme des preußischen Exercier-
reglements, zuerst für die Infanterie, bald auch für die
Reiterei. Preußische Instructoren wagte bei der höfischen
und populären Stimmung gegen die norddeutschen Brüder
Wagner noch nicht kommen zu lassen; er begnühgte sich einst-
weilen mit deren badischen Zöglingen.
So war trotz der Conferenzbeschlüsse vom 5. Februar
Bayern in der Militärfrage völlig isolirt geblieben. Hohenlohe
aber ließ sich dadurch nicht abschrecken, Anfangs Mai in
Stuttgart, Carlsruhe und Darmstadt eine Vorlage über den
von ihm geplanten weitern Staatenbund zwischen Nord-
deutschland und den vier Südstaaten einzubringen.
Um die Bedeutung dieser Vorlage, welche in erster
Linie das Zoll= und Handelswesen betraf, in volles Licht
zu setzen, müssen wir vorher uns der Vergangenheit des
Zollvereins erinnern.