182 Die Hochseeflotte im Kriege
er auch der durch die vorangegangene Untätigkeit der Flotte eingetretenen
Ermüdung der Geister mit Erfolg entgegen. Die Absicht, zum Schlagen
zu kommen, wurde 1916 schon erheblich erschwert durch den von Eng-
kand unter gewaltigen Anstrengungen unternommenen Versuch, unsere
Nordseeecke von Borkum bis nach Jütland durch weite Minenfelder
gegen unsere Hochseestreitkräfte und Uboote abzuschließen. Um diesen
Zweck des Feindes zu vereiteln, mußten wir eine große Organisation
schaffen aus Fahrzeugen, welche nach einem bestimmten System Fahr-
straßen durch diese Minenfelder offen und gefahrlos halten mußten.
Mit der Zeit entwickelte sich hieraus ein äußerst anstrengender, gefahr-
voller Dienst, der manches Opfer gekostet, aber bis zum Kriegsende
seinen Zweck im Wesentlichen erfüllt hat. Durch diese Fahrstraßen
mußte die Flotte hindurch, um in die freie Nordsee zu gelangen und
auf gleichem Wege den Rückmarsch bewerkstelligen. Man sieht, wie er-
schwert die Operationen der Flotte im Verhältnis zu den Vorjahren
geworden waren.
Bei einem der weit ausholenden Vorstöße, der ursprünglich in
der Richtung auf England geplant war, trafen unsere Kreuzerkräfte,
die in ziemlicher Entfernung von unserem Gros standen, vor dem
Skagerrak auf die an Zahl überlegenen Kreuzerkräfte der Engländer
und griffen sofort an. Schon nach kurzer Zeit stellte sich in dem so
entstehenden Kampf eine erhebliche Überlegenheit unserer Schiffe her-
aus. Es standen anfänglich sechs englische Schlachtkreuzer unseren
fünf Schlachtkreuzern gegenüber. Die Luft war zu diesem Zeitpunkt
kristallklar, die Gefechtsentfernung zu Beginn etwa 15000 Meter.
Achtzehn Minuten nach Feuereröffnen flog der Schlachtkreuzer „In-
defatigable“, zwanzig Minuten später die „Queen Mary“ in die Luft.
Im weiteren Verlauf des Gefechtes erhielten die Engländer eine we-
sentliche Verstärkung durch fünf neueste, erst im Kriege fertig ge-
wordene Linienschiffe der Queen-Elisabethklasse, deren Heizmaterial,
gänzlich aus Heizöl bestehend, diesen Schiffen eine so hohe Geschwin-
digkeit gegeben hatte, daß sie sich an dem Kreuzergefecht beteiligen
konnten. Sie hängten sich an die englischen Kreuzer an und griffen
auf hohe Entfernung in den Kampf ein. Bis zu dem Augenblick,
wo der englische Admiral Beatty, unsere Schlachtflotte sichtend, eine
Kehrtschwenkung machte und auf nördlichen Kurs ging, hatte sich
die Kampfkraft unseres Geschwaders so gut wie nicht verändert.