210 Schlußwort
deutscher Elemente und die Spaltung der Konfessionen. Alles dies scheint
für einen deutschen Staat den Regulator einer monarchischen Macht
unentbehrlich zu machen. Das Zerreißen unserer geschichtlichen Ent-
wicklung war daher, welche Stellung zur Verfassungsfrage man auch
grundsätzlich einnehmen will, ein Methodenfehler. Die großen Taten
der Hohenzollern, die nicht ausgelöscht werden können durch began-
gene Fehler, bestimmen notwendig auch die zukünftigen Schicksals-
linien unseres Volkes.
So wie bei uns der republikanische Gedanke entwickelt worden ist,
beruht er auf Versprechungen für die Massen, die unerfüllbar sind.
Die Demokratie bleibt daher, um die Massen in der Hand zu be-
halten, stets gezwungen „Rechte“ voran, „Pflichten“ aber in zweite
Linie zu stellen. Dieser Weg kann nie zum Aufstieg führen. Auch wenn
die republikanische Staatsform für Deutschland ein höheres Maß von
staatenbildender Fähigkeit in sich tragen sollte, als ich heute zu erken-
nen vermag, so werden wir trotzdem zurückkehren müssen zu dem Grund-
prinzip unseres alten Staates, daß nur die Arbeit für das Ganze in
ihrer Endwirkung auch das Wohl des Einzelnen bedeutet, die schranken-
lose Betonung der Parteiinteressen oder des individuellen Lebens aber
zur staatlichen Vernichtung führt.
Heute bleibt es vornehmste Pflicht aller staatsbewußten Deutschen,
sich auf den einen Gedanken zusammenzuschließen, die Vernichtung aller
materiellen und moralischen Güter zu hemmen und dem weiteren Nie-
dergang Einhalt zu gebieten. Vom Deutschtum zu retten, was von ihm
noch zu retten ist, bleibt des Schweißes der Edlen wert.
Unsere Hoffnung aber sei das kommende Geschlecht. Ein Sklaven-
volk sind wir noch nie gewesen. Seit zweitausend Jahren hat unser
Volk nach jähem Sturz stets wieder sich emporgehoben.
Sollten die von mir niedergeschriebenen Erinnerungen diesem Ziel
dienen und für den Glauben an uns selbst eine Unterstützung abgeben,
so wäre der letzte Dienst getan, den ich meinem Vaterlande erweisen
kann.
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