Full text: Geschichte des deutschen Volkes.

220 Die neue Seit. Das haus habsburg in seiner Weltstellung. §§ 325—326. 
die man in die offene Schlacht mitführen konnte. Dann kam die Muskete 
auf, die der einzelne Mann handhabte, beim Abfeuern aber noch auf eine 
Gabel auflegte, die er zu diesem Behufe mit sich trug. Diese Gewehre 
feuerte man bis zum Ende unserer Periode nur durch Lunten ab; erst mit 
dem Ende des 16. Jahrhunderts kommen die Feuer= und Radschlösser auf. 
— Wohl schien die Erfindung des Schießpulvers nur zum Verderben er- 
sonnen, und doch ward sie eine Wohlthat. Das alleinige Anrecht des Ritters 
auf den Krieg ging durch sie verloren, denn keine Brünne (6 182), keine 
Arm= und Beinschienen schützten mehr gegen die furchtbare Gewalt der Feuer- 
waffe. Von ihr begleitet, brach Friedrich, der erste Hohenzoller, die Schlösser 
seiner trotzigen Junker mit ihren 14 Schuh dicken Mauern (§5 275); von 
ihr unterstützt, rang das leichte, mutige Fußvolk der Schweizer gegen 
die schweren Ritter Karls des Kühnen und Franz I. Lange grollte die 
Ritterschaft solcher unadligen Kriegführung; aber sie selbst hatte längst den 
rechten Adel in der Gesinnung abgethan; und es war ein Segen, daß auch 
seine Formen zergingen. Die Zeit nahte heran, wo das Bürgertum als 
inmer. bedeutsamerer Stand in die Entwickelung unseres Volkes eintreten 
sollte. 
Vierte Periode. 
VBom Auftreten Luthers bis zum westfälischen Nrieden. Mon 1517— 1648. 
Auflösung des Reiches, Beginn eines neuen geistigen Lebens. 
Deutsche Reformationsgeschichte. 
A. Reformation der Rirche. 
I. Bie neue BZeit. Aas Vaus Babsburg in seiner Weltstellung. 
6 326. Während im Laufe des 15. Jahrhunderts die Gewalt der Terri- 
torialherren in Deutschland immer größere Festigkeit und Ausdehnung gewann 
und die Reformpartei sich mühte, auf Grund des Gewordenen dem zerfallenden 
Reiche eine neue Verfassung zu geben, war eine neue Zeit, vielen unvermerkt, 
für alle Völker heraufgezogen. Noch bestand das Papsttum in der Allgewalt, 
die ihm das Mittelalter verliehen, ja die Kämpfe gegen die Konzilien schienen 
es nur gestärkt, nur gehoben zu haben — es war doch ein morscher Bau, auf 
dem es ruhte, und der Geist der neuen Zeit unablässig geschäftig, ihn zu Falle 
zu bringen. Durfte man so die mittelalterlichen Ideen in der Kirche noch nicht 
für überwunden ensehen, im Staate und im Verkehr waren sie das sicher. Es 
geschah damals, daß in Fankreich, in Spanien, in England an Stelle des 
mittelalterlichen Lehnsstaates die absolute Monarchie sich erhob, daß 
die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien durch die Portugiesen 
(1498), die Entdeckung von Amerika durch Columbus (1492) dem Han- 
del neue Bahnen wies und einen vollkommenen Umschwung aller Verkehrs- 
verhältnisse in Europa hervorrief. Das war die Zeit, wo an die Spitze 
Deutschlands, ja Europas, das Haus Habsburg treten sollte (§ 281). Auf 
den Enkel Maximilians, den jungen Karl I. von Spanien, mußten zu-
	        
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