26 Aufstieg
Es ging mir beim Torpedowesen wie später mit allen neuen Er-
findungen, sei es Luftschiff, Uboot oder anderes. Ich hielt mit ver-
frühten Einführungen zurück, griff aber fest zu, sobald ich sah, daß
wirkliche Entwicklung in der Sache lag. Dieses Verfahren habe ich
stets als das einzig richtige befunden. Mir auch als Staatssekretär die
Ruhe nicht nehmen zu lassen, war bei dem ungeduldigen Drängen von
allen Seiten im Zeitalter sich jagender Erfindungen häufig ein schwerer
Teil meiner Aufgabe, aber auch ein sehr wichtiger, sollten wir in der
kurzen Zeit mit den begrenzten Mitteln eine erstklassige Flotte anstelle
eines Museums von Experimenten erhalten. Wir wurden mit unreifen
Erfindungen überschüttet, die vermittelst Instinktes vorweg gesiebt
werden mußten, um nicht die Kraft der Behörde zu verzetteln und zu
überlasten.
Ich erwähne hier eine Einzelheit, die ich nicht streifen würde, wenn
nicht der Umsturz des Staates unsere alten Verhältnisse so gründlich
zu verändern drohte.
Schwartzkopff hatte mir den Vorteil auseinandergesetzt, der darin
läge, von seinen Aktien zu kaufen, die, wie vorauszusehen war, durch
die Bestellung der Marine ihren Wert verdreifachten. Ich habe selbst-
verständlich keine Aktien gekauft und hätte jeden Beamten, der anders
gehandelt hätte, weggeschickt. Unser Staat setzt bei seinen Dienern stets
jene vornehme Gesinnung voraus, durch die er unter den preußischen
Königen groß geworden war. Ich erinnere an den Finanzminister,
der den Ankauf der preußischen Bahnen vermittelte und selbst in den
schlechtesten Verhältnissen sein Amt verließ. Die Gehälter standen
bei gewissen hohen Amtern in keinem rechten Verhältnis zu deren
Bedeutung und zu den notwendigen Aufwendungen. Noch als Staats-
sekretär habe ich, um den Repräsentationspflichten zu genügen, an-
fänglich aus Eigenem zugesetzt. Es war selbstverständlich, daß unsere
Beamtenschaft um Ehre arbeitete. Wir haben mit einem Minimum
an Kosten ein Maximum an schöpferischer Arbeit geleistet. Deshalb
war die Staatsverwaltung im alten Preußen-Deutschland so billig und
reinlich, wie nirgends in der Welt. Nach der Verschleuderung von
Staatsgeldern, der Schaffung massenhafter Pründen, die weniger
nach Tüchtigkeit als nach politischer Gesinnung besetzt werden, ist zu
befürchten, daß der neue Staat dem alten nicht gleicht. Der alte
deutsche Staat ist durch eine Periode der Mittelmäßigkeit in der höch-