dem war Erlon mit seinen vier Schlachthaufen vorgerückt; schon
während des Anmarsches erlitt er schwere Verluste, ganze Reihen
in den tiefen Kolonnen wurden von den englischen Kanonenkugeln
niedergerissen. Es gelang zuerst, eine niederländische Brigade in
die Flucht zu schlagen; nur ein Teil der Truppen des jungen
Königreichs bewährte sich; der alte Blücher hatte ganz recht ge-
sehen, als er meinte, diese Belgier schienen „keine reißenden Tiere“
zu sein. Dann aber brach das englische und hannoversche Fuß-
volk hinter den schützenden Hecken hervor, umfaßte mit seinen lan-
gen Linien die unbehilflichen Klumpen der Franzosen. Nach einem
mörderischen Gefechte, bei dem der tapfere Picton den Tod fand,
mußten die Angreifer zurückgehen. Ponsonbys schottische Reiter
setzten nach, sprengten die Weichenden auseinander, drangen in
unaufhaltsamen Laufe bis in die große Batterie der Franzosen;
hier erst wurden sie durch französische Kavallerie zur Umkehr ge-
nötigt.
Der große Schlag war mißlungen. Und jetzt ließ sich schon
nicht mehr verkennen, daß jedenfalls ein beträchtlicher Teil der
preußischen Armee im Anmarsch war, und zwar in der Richtung
auf das Dorf Plancenoit, das im Rücken des rechten Flügels der
Franzosen lag. Noch stand es dem Imperator frei, die Schlacht
abzubrechen, aber wie hätte der Stolze einen so kleinmütigen Ent-
schluß fassen können? Er sendete das Korps Lobaus über Plan-
cenoit hinaus, so daß seine Schlachtstellung statt einer einfachen
Linie nunmehr einen auf der Rechten rückwärts gebogenen Haken
bildete. Die Preußen verdarben ihm die ganze Anlage der Schlacht,
noch bevor von ihrer Seite ein Schuß gefallen war. Den gegen
die Engländer fechtenden Heerteilen wurde die auf der Rechten
drohende Bedrängnis sorgsam verborgen gehalten. Darum ließ
Napoleon die Truppen Lobaus nicht weiter nach Osten vorgehen,
wo sie das Korps Bülows am Rande des breiten Lasnetals leicht
aufhalten konnten, sondern hielt sie nahe bei Plancenoit zurück:
der Zusammenstoß mit den Preußen sollte solange als möglich
hinausgeschoben werden, damit die Armee nicht durch den Kano-
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